Welche Versicherungen sich für eAutos eignen

12. August 2019 / Artikel erschienen auf ⇢ handelsblatt.com
Wer sein Auto ver­sich­ern will, hat die Qual der Wahl auf der Jagd nach dem besten Tarif. Über 90 Kfz-Ver­sicher­er gibt es in Deutsch­land. »Es gibt Ver­sicher­er, die haben beson­dere Pakete für eAu­tos im Pro­gramm«, sagt Kurt Sigl vom Bun­desver­band Elek­tro­mo­bil­ität (BEM). Wer ein Elek­troau­to fährt, hat es noch schw­er­er, zumin­d­est wenn es neben der Kfz-Haftpflichtver­sicherung noch eine Vol­lka­sko-Ver­sicherung speziell für eAu­tos sein soll. Was tun? »Es gibt Ver­sicher­er, die haben beson­dere Pakete für eAu­tos im Pro­gramm«, sagt BEM-Präsi­dent Kurt Sigl. Gle­ich­wohl halte er diese beson­deren Poli­cen für nicht erforderlich.
Vor allem bei dem Akku lohnt sich eine Versicherung
»In der Regel wird da die Bat­terie beson­ders ver­sichert, diesen Schutz aber haben Kun­den bere­its über die Garantie des Her­stellers, das sind meist sechs bis acht Jahre beziehungsweise 160.000 bis 180.000 Kilo­me­ter«, so Sigl. Sin­nvoller sei es, etwa eine Anschluss-Garantiev­er­sicherung abzuschließen, um so das Herzstück des Autos, den Akku, noch länger­fristig abzusichern.
Die Ver­braucherzen­trale Ham­burg hinge­gen sieht dur­chaus Vorteile im Abschluss ein­er speziellen eAu­to-Ver­sicherung: »Wichtig ist eine All­ge­fahren­deck­ung für die Bat­terie, die beispiel­sweise auch Bedi­en­fehler oder einen Akkubrand ein­schließt«, sagt Ker­stin Beck­er-Eise­len. Auch sollte die Ver­sicherung Schä­den am Fahrzeug abdeck­en, die beim Abschlep­pen eines eAu­tos entste­hen kön­nen, denn das ist bei einem Stromer nicht so ein­fach wie bei einem Verbrennerfahrzeug.
Gut und sin­nvoll sei, so die Ver­brauch­er­schützerin, wenn alle Ver­sicher­er ihre Bedin­gun­gen auf die Beson­der­heit­en von eAu­tos ausweit­en wür­den. Denn viele eAu­tokun­den wüssten nicht, dass ihre alte Ver­sicherung gar nicht für ein Stro­mau­to aus­gelegt sei. »Es wäre wün­schenswert, wenn die Ver­sicher­er ihre Kun­den darauf hin­weisen wür­den«, sagt Becker-Eiselen.
Viele Ver­sicher­er noch nicht auf eAu­tos eingestellt
Tat­säch­lich jedoch berück­sichti­gen viele Kfz-Ver­sicher­er eAu­tos bis­lang gar nicht extra. »In sehr vie­len Bedin­gun­gen tauchen Begriffe wie Akku oder Hoch­volt­tech­nik gar nicht auf«, sagt der unab­hängige eAu­to-Ver­sicherungs­mak­ler Peter Bieger. Wenn jedoch der Akku beispiel­sweise auf­grund ein­er Beschädi­gung am Unter­bo­den getauscht wer­den müsse, greife die Her­stel­ler­garantie nicht.
Ob und wie viel der Kosten dann die Vol­lka­skover­sicherung übernehme, bleibe bei vie­len Anbi­etern unklar, so Bieger. Auch Kurz­schlussfolgeschä­den an der Verk­a­belung und angren­zen­den Aggre­gat­en seien oft nur unzure­ichend abgedeckt. Der Grund, warum eAu­tos bei vie­len Anbi­etern nicht geson­dert ver­sichert wer­den kön­nen, liegt nach Ansicht des BEM vor allem in der bish­er gerin­gen Anzahl der Fahrzeuge. »Aktuell sind rund 85.000 reine eAu­tos auf unseren Straßen unter­wegs. Viele Ver­sicher­er sind erst noch dabei, Dat­en zu Elek­tro­fahrzeu­gen zu sam­meln«, meint Sigl.
Spezielle eAu­to-Tar­ife erwartet
Er rechne daher damit, dass die Zahl spezieller Tar­ife weit­er steigen werde. Denkbar sei auch, dass sich eAut­o­fahrer in Zukun­ft gün­stiger ver­sich­ern kön­nten, weil sie erwiesen­er­maßen weniger Unfälle verur­sachen wür­den. »eAut­o­fahrer sind keine Ras­er«, sagt Sigl. Das sieht auch die HUK Coburg so, die bis­lang jedoch noch keinen eAu­to-Tarif anbi­etet und stattdessen auf die »umfan­gre­ichen Leis­tun­gen« ihres »nor­malen Kfz-Pro­duk­ts« ver­weist. »Beispiel­sweise bezahlen wir den Neupreis des Akkus, wenn dieser wegen eines ver­sicherten Schadens aus­ge­tauscht wer­den muss«, sagt Karin Benning.
Die HUK gewähre eAut­o­fahrern aber einen generellen Nach­lass von zehn Prozent, da sich umwelt­be­wusste Kun­den in der Regel auch sehr umsichtig im Straßen­verkehr ver­hal­ten wür­den. Ähn­liche Rabat­te gibt es auch bei anderen Ver­sicher­ern. Teur­er ist es also nicht unbe­d­ingt, ein eAu­to zu ver­sich­ern — im Gegen­teil. »Das hängt let­ztlich von der Typ- und Region­alk­lasse ab, in die das Fahrzeug eingestuft ist, und natür­lich von der Schaden­frei­heit­sklasse des Ver­sicherungsnehmers«, sagt Hen­ning Enge­lage vom Gesamtver­band der Deutschen Ver­sicherungswirtschaft (GDV). Bis­lang habe der GDV durch die eAu­tos auch keine Verän­derung in den Typ­klassen fest­stellen kön­nen. Das The­ma Bat­teriebrand etwa, das immer wieder im Zusam­men­hang mit Stromern als Gefahr genan­nt werde, spiele hier über­haupt keine Rolle.
Sparen für Stromerfahrer
Neben der Befreiung von der Kfz-Steuer für fünf Jahre fördert der Bund den Kauf von eAu­tos weit­er­hin mit 4000 Euro. Zusät­zlich lohne es sich, so der Bun­desver­band Elek­tro­mo­bil­ität (BEM), bei den Lan­desregierun­gen nach weit­eren Zuschüssen zu fra­gen. »Viele Bun­deslän­der haben inzwis­chen eAu­to-Agen­turen ein­gerichtet, die über regionale Fördertöpfe Bescheid wis­sen«, sagt Frank Müller vom BEM. So gebe es beispiel­sweise viele Stadtwerke, die den Kauf eines eAu­tos bezuschussen oder spezielle Autostrom­tar­ife anbieten.
Daneben steigt bun­desweit die Zahl kosten­los­er Strom­tankstellen im Einzel­han­del. »Viele Lebens­mit­teld­is­counter haben bemerkt, dass eAut­o­fahrer eine zahlungskräftige Klien­tel sind, daher wer­ben Kau­fland, Aldi, Lidl und Ede­ka inzwis­chen mit Ladesäulen um diese Kun­den«, sagt Müller. Ikea biete inzwis­chen sog­ar ein flächen­deck­endes Strom­tankstel­len­netz an, das von Kun­den kosten­los genutzt wer­den kann.
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