Schnell und bequem laden

April 2018 / Artikel erschienen in der ZfK — Zeitung für kom­mu­nale Wirtschaft / Aus­gabe 04/18 / Pho­to: Pureshot / stock.adobe.com

Öffentliche Ladesäulen — Das Ange­bot wächst dynamisch. Bald sollen auch eichrechtliche Prob­leme gelöst sein
»Die Kinderkrankheit­en der Anfangsphase sind über­wun­den. Wir sehen bei Ladesäulen zumin­d­est der größeren Her­steller keine ern­stzunehmenden Qual­ität­sprob­leme«, sagt Katha­ri­na Vas­sil­liére, Sprecherin von Smart­lab. Der Trend geht zu höher­er Leis­tung und kürz­eren Ladezeit­en, intel­li­gen­ten Lade­in­for­ma­tions- und Last­man­age­mentsys­te­men, Nachrüst­barkeit, Kom­pat­i­bil­ität und beque­mem Bezahlen per App.
Unter­schieden wer­den Ladesäulen für den öffentlichen und hal­böf­fentlichen Bere­ich, die mit Wech­sel­strom (AC) oder mit Gle­ich­strom (DC) betrieben wer­den. üblich beim AC-Laden sind Typ-2-Säulen mit ein­er Leis­tung von 3,7 bis 43 kW. Daneben gibt es auch noch Typ-1-Säulen von 3,7 bis 7 kW AC. DC-Schnel­l­ladesäulen liegen meist im Leis­tungs­bere­ich von 24 bis 50 kW, wobei mit­tler­weile auch Säulen mit 150 kW oder gar bis 350 kW ange­boten wer­den. Für das AC-Laden sind die Typ-2-Steck­er als Stan­dard fest­gelegt, beim DC-Laden die Com­bo-Steck­er (CCS) und die Chade­mo-Steck­er, die vor allem bei japanis­chen Autos üblich sind. »Wie es mit Chade­mo weit­erge­ht, bleibt abzuwarten, da bere­its kore­anis­che Auto­mo­bil­her­steller auf CCS set­zen«, sagt Frank Müller vom Bun­desver­band eMo­bil­ität (BEM). Vor allem die Triple-Charg­er-Ladesäulen mit 50 kW liegen derzeit im Trend, bericht­en er und Vas­sil­lière. Diese ver­fü­gen über Ladepunk­te für AC- und DC-Laden mit Typ 2, CCS und Chademo.
Ladezeit nach Stan­dort wählen
»Zukün­ftig geht es im Bere­ich Reich­weit­engewin­nung, ins­beson­dere durch Eon, EnBW und Allego, an und auf Auto­bah­nen jedoch in Rich­tung 150 kW«, so Müller. Ziel­marke ist vor allem dort zumin­d­est ein 80-prozentiges Laden während ein­er kurzen Kaf­feep­ause inner­halb weniger Minuten. Beim jet­zi­gen Stand der Tech­nik emp­fiehlt Müller Ladezeit­en von 15 bis 45 Minuten. »Die Ladezeit­en sind jedoch je nach Stan­dort zu wählen«, sagt er. Als Faus­tregel gilt: Lange Standzeit mit AC. Mit­tlere Standzeit wie Einkaufen oder Essen mit 24 kW DC oder AC und Reich­weit­en­ver­längerung an Knoten­punk­ten mit 50 bis 150 kW DC. »Welche Ladesäule am geeignet­sten ist, hängt ganz vom Anwen­dungs­fall ab, ob Wall­box in einem Parkhaus, Ladesäule in der Innen­stadt oder an ein­er Aus­gangsstraße«, sagt Vassillière.
Wobei hier auch die stark unter­schiedlichen Kosten ins Gewicht fall­en. AC-Ladepunk­te und ‑säulen wer­den derzeit laut Vas­sil­lière für 3000 bis 7000 Euro net­to ange­boten, DC-Säulen ab 30 000 Euro (jew­eils ohne Instal­la­tions- und Net­zan­schlusskosten). Die Kosten für DC-Schnel­l­ladesäulen mit mehr als 50 kW kön­nen sich laut Müller auf bis zu 60 000 (150 kW) oder gar bis zu 90 000 Euro (350 kW) belaufen. Wichtige Her­steller sind Men­nekes, EBG, Walther, Keba, ABL und Alfen, im DC-Bere­ich vor allem ABB sowie EBG, Efacec, Evtec, Tri­tium, Cir­con­trol, Charge­point, Alpitron­ic, Siemens und Xcharge.
Ein mul­ti­kom­pat­i­bles Sys­tem, das Laden, öffentlich­es WLAN, Umwelt­sen­sorik und Beleuch­tung inte­gri­ert, bietet die EnBW-Tochter Smight an. Müller sieht für der­ar­tige Sys­teme, vor allem in neu zu pla­nen­den Quartieren, ein großes Poten­zial. Daneben kön­nen zeit­ges­teuerte Puffer­spe­ich­er wie der Pow­er Boost­er von Ads-Tech, die mit Schnel­l­ladesäulen und erneuer­baren Energien kom­biniert wer­den kön­nen, mit­tel­fristig helfen, Net­zan­schlusskosten einzus­paren. Derzeit brauchen Schnel­l­ladesäulen einen Net­zan­schluss von min­destens 100 kW, so Müller. »Der Net­zan­schluss sollte jedoch so gewählt wer­den, dass das Lade­in­fra­struk­tursys­tem (LIS) aus­baufähig ist. Zudem sollte die LIS über ein intel­li­gentes Last­man­age­ment verfügen.«
Inte­gri­ertes Lastmanagement
Mehrere Her­steller bieten bere­its Ladesäulen mit inte­gri­erten Last­man­age­mentsys­te­men an, so Vas­sil­lière. Der näch­ste Schritt sei nun, ein IT-basiertes Last­man­age­mentsys­tem zu entwick­eln, über das her­stellerüber­greifend ver­schiedene Ladesys­teme ges­teuert wer­den kön­nen. Gemein­sam mit 18 Part­nern ist Smart­lab im Rah­men von »3connect«, einem Forschung­spro­jekt des vom Bun­deswirtschaftsmin­is­teri­um geförderten Pro­gramms »IKT für Elek­tro­mo­bil­ität III«, derzeit dabei, eine entsprechende Lösung zu entwickeln.
Im Trend liegt das bequeme Laden an möglichst vie­len Orten. Das gängige Zugangsmedi­um ist die RFID-Karte. »Immer mehr Mobil­ität­san­bi­eter ermöglichen aber auch den Zugang per App«, so Vas­sil­lière. Auf diese Weise wird auch spon­tanes Laden ohne Ver­trags­bindung vere­in­facht. Ladenetz.de bietet aktuell noch eine Web-App an, über die die Ladesäulen von E‑Autofahrern freigeschal­tet wer­den kön­nen, die keine Ladekarte besitzen. »Zukün­ftig wer­den wir aber auch eine native App anbi­eten«, so die Smart­lab-Sprecherin. Im Fokus der Weit­er­en­twick­lung ste­he die ver­stärk­te Ver­net­zung. 2000 Ladepunk­te umfasst der Ladenetz-Ver­bund derzeit, über Roam­ing-Koop­er­a­tio­nen europaweit 13 000 Ladepunk­te. Umgekehrt erhal­ten andere Mobil­ität­san­bi­eter über Smart­lab einen ein­heitlichen Zugang zu Ladenetz.de, dem derzeit über 140 Stadtwerke angeschlossen sind.
Vas­sil­lière ist zuver­sichtlich, dass bis Ende dieses Jahres eichrechtliche Prob­leme gelöst wer­den kön­nen. Denn die bish­eri­gen Ladesäulen erfüllen derzeit alle­samt nicht die ver­schärften Vor­gaben des Mess- und Eichge­set­zes (MessEG) und der Mess- und Eichverord­nung (Mes­sEV) an die Abrech­nung von Lade­vorgän­gen, sofern diese nach Menge (kWh) oder Zeit erfol­gt. Gemein­sam mit Part­nern aus der Indus­trie und Behör­den arbeite man derzeit mit Hochdruck an eichrecht­skon­for­men Lösun­gen, so Vas­sil­lière. Bis dahin rate man allerd­ings den Stadtwerke-Part­nern, die Lade­vorgänge pauschal abzurechnen.

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