BEM-Pressehinweis: Gastbeitrag von e‑Auto-Pionier Jörg Heynkes

18. Mai 2020 / Jörg Heynkes, Bil­drechte: BEM e.V.
Der Unternehmer und eAu­to-Pio­nier Jörg Heynkes hat in einem aktuellen Gast­beitrag für den Berlin­er Tagesspiegel die anhal­tende Diskus­sion über staatliche Hil­fen für die deutsche Auto­mo­bilin­dus­trie bew­ertet. Der Bun­desver­band eMo­bil­ität e.V. (BEM) veröf­fentlicht Pas­sagen von Heynkes, der als wis­senschaftlich­er Beirat für den BEM tätig ist.
»Beim Gipfel im Kan­zler­amt ließen die Auto­bosse wieder ein­mal die Motoren röhren: »Kon­junk­turbelebende Maß­nah­men« müssen her. »Kauf­prämien« sollen wegen des Umsatzein­bruchs zum Autokauf ani­mieren. Fakt ist: Die Lob­by von 800.000 direk­ten und bis zu ein­er Mil­lion indi­rek­ten Arbeit­splätzen kon­nte sich bis­lang immer so rou­tiniert durch­set­zen, dass sie Angela Merkel sog­ar noch in der Diesel-Affäre den wenig schme­ichel­haften Titel »Autokan­z­lerin« einbrachte…
Es ist höch­ste Zeit, sich aus der Geisel­haft der Autolob­by zu befreien, denn es ist ökonomisch wie ökol­o­gisch klug, der Branche klare Bedin­gun­gen zu stellen und sie dann hier­bei zu unter­stützen. Diese Härte hil­ft sog­ar den mit­tel­bar Beschäftigten, ob man nun mit 800.000 oder zehn Mil­lio­nen rech­net. Ein biss­chen ist es beim Auto wie bei der Kohle: Falsche Indus­trie-Roman­tik mit Rück­sicht auf deutsche Wirtschafts­geschichte macht noch keine Zukunft…
Man muss nicht rit­u­al­isiert Elon Musk bemühen, um wis­sen zu kön­nen, dass sich unser wichtig­ster Indus­triezweig in sein­er Größe min­destens hal­bieren wird, weil das Auto der Zukun­ft ein Smart­phone auf Rädern mit Elek­troantrieb sein wird — und kein Ver­bren­ner mehr, der in öli­gen Autow­erk­stät­ten besten­falls ein Ser­vice-Update bekommt. Klar, wir brauchen Autos. Aber wir brauchen andere Autos: Sauber, leise, lan­glebiger und effizient im Verbrauch…
Neukäufe wer­den zu etwa zwei Drit­teln von Unternehmen und Selb­ständi­gen getätigt. Davon wer­den die aller­meis­ten Fahrzeuge zwis­chen drei und fünf Jahren geleast. Da sind »Spon­tankäufe« wegen ein­er Kauf­prämie völ­lig unl­o­gisch. Eine sin­nvolle Beförderung des notwendi­gen Wan­dels, wäre die Reduzierung der Besteuerung von Dien­st­fahrzeu­gen für reine e‑Autos auf 0 %. Dies würde einen echt­en Schub brin­gen. Doch Elek­tro­mo­bil­ität macht wiederum nur Sinn, wenn auch der Strom grün und gün­stig ist. Deshalb sollte der Aus­bau der Erneuer­baren Energien mas­siv vor­angetrieben wer­den und die Strom­s­teuer hal­biert wer­den, damit das e‑Auto nicht teuren Kohle­strom tanken muss…
Min­destens eben­so wichtig: der drin­gend notwendi­ge Aus­bau der Lade­in­fra­struk­tur mit super­schnellem Laden an den Auto­bah­nen mit 250–350 kw, schnellem Laden in den Städten an den Hotspots des Einkaufens mit 50–150 kw, dreiphasigem Laden mit 11–22 kw über­all in den Städten — und ein­phasigem Laden von 2–3,5 kw in allen Tief­gara­gen, an Wohnge­bäu­den und in Wohnge­bi­eten. Vor allem aber auch auf den Park­plätzen der Unternehmen, damit die Mitar­beit­er während der Arbeit­szeit laden kön­nen. Hier soll­ten die Unternehmen in die Pflicht und unter­stützt werden…
Die Auto­mo­bilin­dus­trie befind­et sich auf glob­aler Ebene in einem nie dagewe­se­nen Trans­for­ma­tion­sprozess hin zu Ver­net­zung, autonomem Fahren und Elek­tro­mo­bil­ität… In den kom­menden zehn bis 15 Jahren wer­den wir in das Zeital­ter der »Schwar­m­mo­bil­ität« kom­men, in dem der Indi­vid­u­albe­sitz von Fahrzeu­gen einge­tauscht wird in die Dien­stleis­tung und Ser­vice-Frage an den Schwarm­be­treiber: Wie und mit welchem Fahrzeug komme ich am kom­fort­a­bel­sten von A nach B? Auf Knopf­druck, sich­er, preiswert und von jed­er­mann nutzbar…
Anfang Juni wollen Autoin­dus­trie und Bun­desregierung noch ein­mal über »kon­junk­turbelebende Maß­nah­men« berat­en. Was wir dann brauchen ist eine echte »Wieder­bele­bung« der deutschen Autoin­dus­trie. Mit klaren Bedin­gun­gen und Investi­tio­nen in die Zukun­ft. Das Kan­zler­amt nen­nt so etwas ver­schwurbelt »Mod­ernisierungs­beitrag in Rich­tung inno­v­a­tiv­er Fahrzeugtech­nolo­gien«. Das ist der richtige Weg aus der Geisel­haft, denn son­st ist der Patient »Autoin­dus­trie« schneller tot als der neue Leas­ingver­trag läuft.«
Den gesamten Gast­beitrag kön­nen Sie hier nachlesen
Über den Bun­desver­band eMo­bil­ität e.V.
Der Bun­desver­band eMo­bil­ität (BEM) ist ein Zusam­men­schluss von Unternehmen, Insti­tu­tio­nen, Wis­senschaftlern und Anwen­dern aus dem Bere­ich der Elek­tro­mo­bil­ität, die sich dafür ein­set­zen, die Mobil­ität in Deutsch­land auf Basis Erneuer­bar­er Energien auf Elek­tro­mo­bil­ität umzustellen. Zu den Auf­gaben des BEM gehört die aktive Ver­net­zung von Wirtschaft­sak­teuren für die Entwick­lung nach­haltiger und inter­modaler Mobil­ität­slö­sun­gen, die Verbesserung der geset­zlichen Rah­menbe­din­gun­gen für den Aus­bau der eMo­bil­ität und die Durch­set­zung von mehr Chan­cen­gle­ich­heit bei der Umstel­lung auf emis­sion­sarme Antrieb­skonzepte. Der Ver­band wurde 2009 gegrün­det. Er organ­isiert 300 Mit­glied­sun­ternehmen, die ein jährlich­es Umsatzvol­u­men von über 100 Mil­liar­den Euro verze­ich­nen und über eine Mil­lion Mitar­beit­er weltweit beschäftigen.
Pressekon­takt
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