Preisparität schon real

29. Feb­ru­ar 2020 / Inter­view BEM-Präsi­dent Kurt Sigl mit AUTO & Wirtschaft 03/2020
Elek­troau­tos sind teur­er als Ver­bren­ner? Keineswegs, rech­net Kurt Sigl, Präsi­dent des deutschen Bun­desver­bands eMo­bil­ität, vor. Rentabler für Her­steller und Händler werde das Geschäft mit Stromern obendrein.
A&W: Beim neuen Peu­geot 208 kostet der Basisver­bren­ner in Öster­re­ich 15.800 Euro, der gün­stig­ste e‑208 31,900 Euro. Warum ist das so, und wie lange noch?
Kurt Sigl: Die einzel­nen Her­steller sind in dem Punkt sehr unter­schiedlich unter­wegs. Ins­ge­samt wird sich in drei bis fünf Jahren das eAu­to als gün­stiger als der Ver­bren­ner etabliert haben. Bei den neuen Klein­wa­gen des VW-Konz­erns sind wir nicht mehr weit ent­fer­nt von dem, was ein gle­ich aus­ges­tat­teter Diesel kostet. Nimmt man ein Tes­la Mod­el 3, ist man heute schon pari, oft sog­ar gün­stiger als ver­gle­ich­bar aus­ges­tat­tete Autos aus den deutschen Autoschmieden — selb­st ohne Förderung. Wenn man noch einen Schritt weit­erge­ht und die laufend­en Kosten mit ein­berech­net, dann sieht man, dass z.B. die Werk­stat­tkosten eines EV etwa bei einem Drit­tel des Ver­bren­ners liegen. Furh­park­man­ag­er haben das längst erkannt.
Die Pri­vatkun­den – für sie spielt die »Total Cost of Own­er­ship« eine kleinere Rolle – zögern noch; wann sprin­gen die auf?
Der Grund dafür ist weniger die TCO als vielmehr die mas­sive Verun­sicherung der Men­schen. Wenn der Nor­malver­brauch­er ein­mal in der Zeitung liest, eMo­bil­ität ist die Zukun­ft, und dann wieder, Wasser­stoff ist die Zukun­ft, dann verun­sichert ihn das. Und natür­lich hat kein Kunde Lust, 9 Monate auf sein Auto zu warten.
Laut Bloomberg wird der Preis der Akkus 2024 auf unter 100 US-Dol­lar pro Kilo­wattstunde sinken…
Der Preis­punkt ist schon unter­schrit­ten, das will nur kein­er offen sagen. Die Großen kaufen längst um diesen Preis ein, wie von VW durch­gesick­ert ist.
Wenn die Preise sich angle­ichen, wer­den die Mar­gen dann nicht schnell unter Druck geraten?
Let­z­tendlich kann man am eAu­to mehr ver­di­enen als am Ver­bren­ner. Das eAu­to ist sim­pel. Das Her­stel­lung­spro­fil wird extrem schlank, die Mar­gen hoch; damit kann man richtig gut Geld ver­di­enen. Ich komme aus der Autoin­dus­trie und weiß ein biss­chen, wie man Autos zusam­men­baut, und ich muss immer wieder den Kopf schüt­teln über Her­steller, die sich vehe­ment gegen eMo­bil­ität gewehrt und ihr Engage­ment wieder und wieder ver­schoben haben.
Ihr Rat an die Händler?
Ich kann nur empfehlen, sich jet­zt mit dem The­ma zu beschäfti­gen und für sich die Geschäftsmod­elle her­auszu­fil­tern, die für die Zukun­ft die richti­gen sind. Erfol­gre­iche Vor­bilder gibt es – Auto­händler, die ein Gesamt­paket von der Pho­to­voltaikan­lage fürs Haus bis hin zum Auto anbi­eten. Diese engagierten Unternehmen sind mega-erfol­gre­ich. Ander­er­seits beschäfti­gen sich andere noch damit, wie man das The­ma vielle­icht doch noch »wegkriegen« kön­nte, und vielle­icht bleibt’s doch beim Diesel… Für diese Auto­häuser wird’s schw­er. (KAT)
AUTO & Wirtschaft 03/2020

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