Nationale Konferenz Elektromobilität: Enttäuschung dominiert

Im Vor­feld sah es noch so aus, als ob die Elek­tro­mo­bil­ität­skon­ferenz in Berlin Anfang der Woche konkrete Maß­nah­men her­vor­brin­gen würde. Aber schon nach dem ersten Tag war klar, dass das deut­liche Sig­nal und der erhoffte Anschub der Elek­tro­mo­bil­ität – zumin­d­est vor­erst – nicht zu erwarten ist.
Der Bun­desver­band eMo­bil­ität (BEM e.V.) sprach entsprechend von einem Offen­barung­seid: »Die wenig konkreten Aus­sagen der Bun­desregierung im Rah­men der Kon­ferenz gle­ichen einem Offen­barung­seid. Vor diesem Hin­ter­grund sehe ich aktuell keine Chance für Deutsch­land zum Leit­markt Elek­tro­mo­bil­ität zu wer­den«, äußerte sich BEM-Präsi­dent Kurt Sigl, der eben­falls an der Kon­ferenz teilnahm.
Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel stellte lediglich eine mögliche Son­der­ab­schrei­bung für gewerblich genutzte Elek­tro­fahrzeuge sowie ver­stärk­te Anstren­gun­gen bei der weit­eren Entwick­lung der Brennstof­fzel­len­tech­nolo­gie in Aus­sicht. Kurt Sigl betont: »Grund­sät­zlich begrüßen wir eine solche Son­der­ab­schrei­bung, sollte sie tat­säch­lich umge­set­zt und nicht nur mit großen Worten angekündigt wer­den. In der aktuellen Niedrigzin­sphase kann das aber nur ein erster Schritt eines sehr viel umfassenderen Maß­nah­men­paketes sein, wenn Elek­tro­mo­bil­ität tat­säch­lich seit­ens der Bun­desregierung aktiv unter­stützt wer­den soll.«
Und der BEM-Präsi­dent macht noch auf einen anderes Manko aufmerk­sam: »Beson­ders ärg­er­lich ist, dass die Bun­desregierung nach wie vor nicht ver­standen hat, dass das The­ma Elek­tro­mo­bil­ität nicht bei vier Rädern aufhört. Die Kon­ferenz glich erneut einem reinen Auto­mo­bil­gipfel. Bere­its heute find­et Elek­tro­mo­bil­ität in sehr viel mehr Bere­ichen statt. So ver­fü­gen etwa der elek­trische Zweirad­bere­ich und der Öffentliche Per­so­nen­nahverkehr über erhe­bliche Poten­tiale zur Verbesserung des städtis­chen Verkehrs. Alarmierend war außer­dem, dass bis dato in keinem der vorgestell­ten Förder­szenar­ien das für den Wirtschafts­stan­dort Deutsch­land wichtige The­ma der Bat­terieer­forschung, ‑entwick­lung und ‑pro­duk­tion genü­gend Beach­tung find­et. Ohne diese wichtige Kom­pe­tenz wer­den wir kün­ftig inter­na­tion­al auf dem Zukun­fts­markt Elek­tro­mo­bil­ität nur noch die zweite Geige spie­len. Wenn überhaupt.«
Sind die aus­bleiben­den Förderun­gen unter­lassene Hilfeleistung?
So sieht es zumin­d­est Thomas Grü­bel, Geschäfts­führer des Münch­n­er Elek­tro­roller-Her­stellers GOVECS GmbH. Der Elek­tro­mo­bil­ität­sprak­tik­er sieht nach der Kon­ferenz eine echte Chance ver­tan: »Ich bezwei­fle, dass sich die Bun­desregierung bewusst ist, welch neg­a­tives Sig­nal sie mit ihrem zöger­lichen Ver­hal­ten set­zt. Warum sollen sich Unternehmen für eine strom­be­triebe Flotte stark machen oder Pri­vat­per­so­n­en Ben­zin­ern den Rück­en kehren, wenn selb­st die Poli­tik mit so wenig Ern­sthaftigkeit und Nach­druck an die Sache herangeht?«
Grü­bel stellt die dur­chaus berechtigte Frage: »Warum wurde die nationale Kon­ferenz ein­berufen, wenn es doch nichts Neues zu verkün­den gibt?« Er kri­tisiert, dass stattdessen zwis­chen 2016 und 2018 161 Mil­lio­nen Euro in die Förderung von Brennstof­fzel­lenau­tos fließen sowie das Netz an Wasser­stoff­tankstellen aus­ge­baut wer­den soll – und ver­weist darauf, dass nach Angaben des Ver­bands der Auto­mo­bilin­dus­trie (VDA) in den ersten fünf Monat­en dieses Jahres sieben Brennstof­fzel­len­fahrzeuge zuge­lassen wurden.
Quelle: ⇢ eMobilitätOnline.de – Por­tal für ange­wandte Elektromobilität

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