Green Economy first / 60+ Milliarden Euro gefunden Lenkungswirkung durch fossilen Subventionsabbau als Reaktion auf das KTF-Dilemma

Die aktuelle Diskus­sion über das Urteil des Karl­sruher Bun­desver­fas­sungs­gerichts zum Kli­ma- und Trans­for­ma­tions­fonds (KTF) stand im Fokus der let­zten BEM-Lounge am 16.11.2023 in Berlin. Unter anderen nahm MdB Ste­fan Gelb­haar, Mit­glied des Verkehrsauss­chuss­es des Deutschen Bun­destags und Par­la­men­tarisch­er Beirat im Bun­desver­band eMo­bil­ität (BEM), daran teil und disku­tierte die Auswirkun­gen der fehlen­den 60 Mil­liar­den Euro mit den Branchen-Play­ern der Neuen Mobilität.

»Aus unser­er Sicht kündigt sich zur Finanzierung der notwendi­gen Investi­tio­nen in Kli­maschutz und der fördern­den Maß­nah­men in die laufende Trans­for­ma­tion im Bere­ich Energie und Mobil­ität ein Verteilungswet­tkampf an, bei dem wir dafür sor­gen müssen, dass die Dekar­bon­isierungsstrate­gie sich endlich logisch in Diver­si­fika­tion­sprozesse ein­bet­tet«, sagt BEM-Vize-Präsi­dent Chris­t­ian Heep und ergänzt: »Das Ende fos­siler Invest­ments und deren Förderung ist kon­se­quent fol­gerichtig und schafft erhe­bliche finanzielle Freiräume, um die Finanzierungslücke auch ohne ein Ende der Schulden­bremse und je nach tat­säch­lich­er Aus­gestal­tung auch ohne zusät­zliche Mit­tel, die den Haushalt belas­ten, darstellen zu kön­nen. Kli­maschädliche Sub­ven­tio­nen verzögern die notwendi­ge Trans­for­ma­tion hin zu ein­er kli­ma­neu­tralen Green Econ­o­my erhe­blich. Jet­zt ist der Zeit­punkt gekom­men, Bonus-Malus-Prinzip­i­en, die wir im übri­gen bere­its seit Ver­bands­grün­dung vorschla­gen und ein­fordern, wirtschaft­spoli­tis­che Real­ität wer­den zu lassen, um eine nach­haltige Zukun­ft zu gewährleisten.«

Um die notwendi­gen Mit­tel für die Energie- und Mobil­itätswende zu mobil­isieren, soll­ten umwelt- und kli­maschädliche, fos­sile Sub­ven­tio­nen zügig abge­baut wer­den, so Heep. 

Die Bun­desregierung sub­ven­tion­iert über 25 Mil­liar­den Euro jährlich für fos­sile Energi­eträger wie Kohle, Öl und Erdgas. Ins­ge­samt kommt das Bun­desumweltamt auf ein jährlich­es Sub­ven­tionsvol­u­men, beste­hend aus staatlichen Mehraus­gaben und Min­dere­in­nah­men von über 65 Mil­liar­den Euro. Ein Sub­ven­tion­s­ab­bau ste­ht sog­ar im Koali­tionsver­trag der Ampel­parteien und würde aus­re­ichend finanzielle Spiel­räume schaf­fen, um die Finanzierungslücke zu schließen und die Trans­for­ma­tion der Indus­trie zu unter­stützen. Lei­der wur­den zulet­zt mit dem Tankra­batt sowie der Strom- und Gaspreis­bremse sog­ar neue umweltschädliche Sub­ven­tio­nen einge­führt, die der Idee ein­er Einsparung fos­siler Kraft- und Rohstoffe diame­tral ent­ge­gen steht.

Neben dem Abbau kli­maschädlich­er Sub­ven­tio­nen ist die Ein­führung eines Bonus-Malus-Sys­tems im Mobil­itäts­bere­ich ein weit­er­er erfol­gver­sprechen­der Ansatz. Eine solche CO2-basierte Kfz-Steuer­reform würde umwelt­fre­undlichere Fahrzeuge gün­stiger machen, während kli­maschädlichere Fahrzeuge beim Betrieb teur­er wür­den. In Summe weit­ere ca. 10 bis 12 Mil­liar­den Euro jährlich.

Frankre­ich hat beispiel­sweise seinen CO2-Auf­schlag bei Pkw-Verkäufen ab 2024 neu aus­gerichtet und ver­langt zudem eine Gewichts-Straf­s­teuer. Dieses kom­binierte Malus-Sys­tem greift bere­its seit 2008 und entwick­elt eine echte Lenkungswirkung. Die pro­gres­siv gestaffel­ten Strafzahlun­gen gel­ten ab einem CO2-Ausstoß von 117 g/km, bere­its ab 141 g/km wer­den 1.000 Euro fäl­lig, ab 163 g/km 5.000 Euro und ab 193 g/km stolze 60.000 Euro. Dieser Ein­fluss auf den Neuwa­genkauf der Fran­zosen fördert die Anschaf­fung umwelt­fre­undlich­er Fahrzeuge und reduziert somit den Ver­brauch fos­siler Brennstoffe.

»Diese frei­w­er­den­den und zusät­zlichen Mit­tel ent­las­ten den Staat­shaushalt«, so Heep und wür­den Anreize für eine nach­haltige Mobil­ität set­zen und die Dekar­bon­isierung mas­siv vorantreiben. Diese Maß­nah­men trü­gen zudem auch zur Etablierung ein­er Green Econ­o­my bei, die heimis­che Arbeit­splätze sichert und neue schafft, Wertschöp­fung ver­mehrt und damit Wohl­stand befördert. Gle­ichzeit­ig wären wir in der Lage die gesteck­ten Umwelt- und Kli­maschutzziele zu erre­ichen. Außer­dem wird das Poten­zial für Inno­va­tio­nen und Exporte im Bere­ich der grü­nen Tech­nolo­gie erhöht und die inter­na­tionale Wet­tbe­werb­s­fähigkeit steigt. »Green Econ­o­my first« wäre ein Kat­a­pultbeschle­u­niger für die gesamte Volk­swirtschaft und hätte nahezu auss­chließlich pos­i­tive Auswirkun­gen auf allen Betrachtungsebenen.

Bei diesem Vorhaben wird es an vie­len Stellen auch erforder­lich sein, tradierte Struk­turen aufzubrechen, uns im Modus Tacheles nach vorne — in Rich­tung Zukun­ft — zu ori­en­tieren und die ewig Gestri­gen endlich hin­ter uns zu lassen. Pack­en wir’s an..

Nach oben