Für mehr Elektromobilität in der ländlichen Region

29. Sep­tem­ber 2018 / Artikel erschienen in dem Traun­stein­er Tag­blatt / Pho­to: Volk

Vorträge, Erfahrungsaus­tausch und Elek­tro­fahrzeugtest standen bei der Ver­anstal­tung in Nuß­dorf im Mittelpunkt
Eine nach­haltige Mobil­itätswende und die Elek­tro­mo­bil­ität im ländlichen Raum zu fördern — das ist das Ziel von Land­mo­bile, einem Pro­jekt der Bay­erischen Ver­wal­tung für Ländliche Entwick­lung. Nuß­dorf ist eine von zehn Gemein­den in Südost­bay­ern, die Elek­tro­mo­bil­ität erleb­bar machen, Bürg­er dafür begeis­tern und die Nutzung der Elek­tro­mo­bil­ität steigern wollen. Dazu fand auf dem Dorf­platz und im Bürg­er- und Vere­in­sheim ein »Land­mo­bile-Forum« statt — mit Vorträ­gen, Erfahrungs­bericht­en aus der Prax­is und der Möglichkeit, Elek­tro­mo­bile ver­schieden­ster Art zu testen.
Kurt Sigl, Präsi­dent vom Bun­desver­band eMo­bil­ität, stellte den Sta­tus Quo der Elek­tro­mo­bil­ität in Deutsch­land vor. Er ging dabei mit Regieren­den und Poli­tik hart ins Gericht, weil die Elek­tro­mo­bil­ität weit hin­ter den gesteck­ten Zie­len hin­ter­her hinkt. Bis 2020 sollen eine Mil­lion Elek­troau­tos auf Deutsch­lands Straßen fahren, so das Ziel der Bun­desregierung. Aktuell gebe es jedoch ger­ade mal 180.000 zuge­lassene eFahrzeuge. Die Auto­mo­bilin­dus­trie habe über Jahre nichts getan, wis­che das The­ma immer noch zur Seite und halte am Ver­bren­nungsmo­tor fest, schimpfte Sigl. »Es gibt keinen Mas­ter­plan, wed­er der beste­hen­den, noch der Vorgängerregierungen.«
Dabei sei der Verkehrskol­laps vor­pro­gram­miert: Der Lkw-Verkehr werde sich bis 2025 um 35 Prozent steigern. »Geset­ze müssen geän­dert und rechtliche Rah­menbe­din­gun­gen geän­dert wer­den, ein Par­a­dig­men­wech­sel, neue Wege und radikales Umdenken sind notwendig«, forderte Sigl. Er rief dazu auf, »ein­fach anzu­pack­en und ein­fach zu tun. Und pos­i­tiv denken, es gibt für jedes Prob­lem eine Lösung.«
Entsch­ieden betonte Sigl, dass Mobil­itäts- und Energiewende ineinan­der­greifen müssten. Der Aus­bau erneuer­bar­er Energien müsse eben­so vor­angetrieben wer­den, wie die eMo­bil­ität. Dass nicht genug Energie zur Ver­fü­gung ste­he, um eine umfan­gre­iche Elek­tro­mo­bil­ität bedi­enen zu kön­nen, seien Fake-News. Eine Mil­lion eAu­tos bedeuteten einen Strom­mehrver­brauch von 01, Prozent. Und wären alle 45 Mil­lio­nen Kraft­fahrzeuge in der Bun­desre­pub­lik Elek­tro­mo­bile, würde sich der Strombe­darf um max­i­mal 12 Prozent erhöhen.
Dass Elek­tro­mo­bil­ität in Unternehmen und deren Fuhrpark wirtschaftlich zu betreiben ist, zeigte Hubert Vachenauer, ehre­namtlich­er Mobil­itäts­ber­ater und Leit­er des Arbeit­skreis­es Energie der Gemeinde Nuß­dorf. Ger­hard Schroll vom Schus­ter­hof in Pit­ten­hart berichtete über seine längjähri­gen Erfahrun­gen mit zwei eMo­bilen, die als Liefer­fahrzeuge für den Hofladen und die Milchaus­liefer­ung ver­wen­det würden.
An einem prak­tis­chen Beispiel machte Vachenauer deut­lich, dass auch für Pendler ein Elek­tro­fahrzeug eine kostengün­stige Alter­na­tive sei. Zusam­men mit Elfie Graß von der Wirtschafts­förderung des Land­kreis­es Traun­stein stellte er das Mobil­ität­skonzept in den Land­kreisen Traun­stein und Bercht­es­gaden­er Land vor. Mit rund 80 Ladesäuen sei die Infra­struk­tur schon sehr gut aus­ge­baut und liege bei 79 Prozent des emp­fohle­nen Bedarfs im Land­kreis Traun­stein. Matthias Tren­kler stellte das Pro­jekt »Land­mo­bile — das Land elek­trisiert« vor und informierte über Hil­fen bei der Umset­zung von eMobilität.
Auf dem Vor­platz des Vere­in­sheims standen rund ein Dutzend Elek­tro­fahrzeuge ver­schieden­ster Art und Marken sowie eBikes zum Testen bere­it. Zudem bestand Gele­gen­heit zum Gespräch mit den Experten. Bürg­er­meis­ter Hans Gnadl freute sich, dass das Forum zur Elek­tro­mo­bil­ität in Nuß­dorf stat­tfand. Die Gemeinde sei in Sachen Elek­tro­mo­bil­ität inno­v­a­tiv und mit Unter­stützung des Pro­jek­ts »Land­mo­bile« aktiv, um eMo­bil­ität auszubauen.

Nach oben