eMobilität braucht kluges Energiemanagement

Dezem­ber 2019 / Artikel erschienen in der Son­der­aus­gabe des Focus
Kurt Sigl ist Präsi­dent des Bun­desver­ban­des eMo­bil­ität (BEM), der seit 10 Jahren den Wan­del der deutschen Mobil­ität mit dem Ein­satz von Erneuer­baren Energien auf Elek­tro­mo­bil­ität anstrebt. Der Bun­desver­band set­zt dabei auf eine Ver­net­zung aller rel­e­van­ten Akteure und wirbt dafür, die Energie- mit der Mobil­itätswende zusam­men­zuführen. Im Inter­view spricht der BEM-Präsi­dent über die Her­aus­forderun­gen, die sich ergeben, seit­dem die Bun­desregierung ihr Klima­paket vorgelegt hat.
Die Bun­desregierung hat sich entschlossen, die Elek­tro­mo­bil­ität auszubauen, und trifft Vor­bere­itun­gen, mas­siv in die Lade­in­fra­struk­tur zu investieren. Haben Sie und der BEM nicht auf voller Länge gewonnen?
Sigl: Ich würde sagen, wir haben seit Grün­dung des Ver­ban­des die richtige Vorstel­lung vom Umbau der Mobil­ität. Wer die Menge an umweltschädlichen Abgasen im deutschen Straßen­verkehr sig­nifikant senken will und dafür ener­getisch effiziente Auto­mo­bile nutzen möchte, kann das nur mit elek­trisch betriebe­nen Fahrzeu­gen tun. Dafür braucht es eAu­tos und Lademöglichkeit­en und, was neuerd­ings bei der Regierung ver­loren gegan­gen scheint, es braucht dazu erneuer­bare Energien. Denn nichts ist sinnlos­er als ein eAu­to, das mit Kohle­strom fährt.
Sie wer­ben für die gemein­same Reform von Mobil­itäts- und Energiewende. Warum kann das nicht nacheinan­der geschehen?
Der Verkehrssek­tor in Deutsch­land hat einen Anteil am Enden­ergie­ver­brauch von etwa 30 Prozent, mit steigen­der Ten­denz. Es wäre die blanke Behin­derung, die zwei Indus­trien nacheinan­der zu reformieren. Hinzu kommt: Erneuer­bare Energie besitzt eine hohe Volatil­ität. Ob durch Wind- oder Wasserkraft, Son­nen- oder Bio­masseen­ergie- die Energiepol­ster entste­hen abhängig von der Tageszeit, der Sai­son oder der Region. Strom liegt da nicht kon­stant an der Ladesäule an. Das Energie­m­an­age­ment mit dem Aus­bau von sta­tionären Spe­ich­ern trägt also in ganz erhe­blichem Maße zum Funk­tion­ieren der Elek­tro­mo­bil­ität bei.
Nun hat die Bun­desregierung mit dem Klima­paket einen großen Ansatz gewählt, um ver­schiedene Indus­trien in den Umweltschutz einzubeziehen. Das sind große Herausforderungen.
Das ist richtig, ins­beson­dere weil die gemein­same indus­trielle Vision fehlt. Wir beobacht­en bis­lang das Abar­beit­en von Einzel­baustellen und das geschieht mit großer Verzögerung zu unseren europäis­chen Nach­barn. Wir brauchen mehr ganzheitlich­es Denken bei den Lösun­gen. Das schließt das Ende der Braunkohle genau­so ein wie die Diskus­sion um den Abstand des Win­drades zur Gemeinde, sie gehören in einen größeren Zusam­men­hang, der schneller klar geregelt gehört.
Die Auto­her­steller brin­gen jet­zt immer mehr Elek­troau­tos an den Markt, aber ein Durch­bruch ist das lange noch nicht. Was muss hier geschehen?
Zunächst gehören sämtliche Diesel­sub­ven­tio­nen eingestellt. Ein Stich­tag für den let­zten Ver­bren­nungsmo­tor, der vom Band rollt, wäre eben­so hil­fre­ich. Und dann müssen sich die Auto­mo­bil­her­steller auf der Kun­den­seite richtig ins Zeug leg­en. Die Auto­häuser sind noch lange nicht vor­bere­it­et auf die neuen Pro­duk­te und auch beim Kun­den gibt es viel Aufk­lärungs­be­darf. Hier ist noch viel zu tun, aber seit­dem sich die Konkur­renz laut­stark in Deutsch­land angemeldet hat, sind wir optimistisch.
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