Aufbau kommt langsam voran

17. Mai 2017 / Artikel erschienen in 50,2 — Das Mag­a­zin für intel­li­gente Strom­net­ze ⇢ www.50komma2.de

Der Bun­desver­band eMo­bil­ität e.V. (BEM) set­zt sich langfristig dafür ein, die Mobil­ität in Deutsch­land mit dem Ein­satz Erneuer­bar­er Energien auf Elek­tro­mo­bil­ität umzustellen. Diese Zielset­zung ori­en­tiert sich am Vorhaben der Bun­desregierung, bis 2020 zum Leit­markt für Elek­tro­mo­bil­ität zu werden.
Herr Sigl, wie schätzen Sie die Entwick­lung der Elek­tro­mo­bil­ität in Deutsch­land in den näch­sten fünf bis zehn Jahren ein?
2025 rech­nen wir mit einem Gesam­tan­teil von ca. zehn Prozent rein elek­trisch betrieben­er Fahrzeuge, also rund fünf Mil­lio­nen. Zu den Vor­re­it­ern gehören Fir­men­fuhrparks, klein- und mit­tel­ständis­che Unternehmen sowie der neuen Mobil­ität gegenüber offene Men­schen. Wir sehen derzeit lei­der wed­er seit­ens der Poli­tik noch der deutschen Fahrzeugher­steller den nöti­gen Willen, das The­ma voranzutreiben.
Was bedeutet das für den Aus­bau der Ladeinfrastruktur?
Die Anzahl der notwendi­gen Ladesta­tio­nen hängt natür­lich mit der Zulas­sungszahl von Elek­tro­fahrzeu­gen zusam­men. Der Aus­bau sollte also sukzes­sive dem tat­säch­lichen Bedarf angepasst wer­den. Bei der Stan­dort­pla­nung von Ladepunk­ten soll­ten sowohl das Nutzerver­hal­ten als auch der Wohnort und der Arbeit­splatz von Elek­tro­fahrzeughal­tern und Kaufin­ter­essierten mit ein­be­zo­gen wer­den. Ins­beson­dere an öffentlichen Orten, an denen die Kun­den sowieso länger ver­weilen, ist der Auf­bau von Lade­in­fra­struk­tur sin­nvoll – zum Beispiel an Super­märk­ten, Einkauf­szen­tren oder auch Baumärk­ten. In einem ersten Schritt bet­rifft das die Bal­lungsräume, da auf dem Land primär über Nacht in der heimis­chen Garage geladen wer­den kann. Aber auch hier wird der Bedarf an Lade­in­fra­struk­tur zunehmen. Wichtig ist hier vor allem der Auf­bau von Ladesäulen ent­lang der Verbindungsstraßen zwis­chen den Städten, um die Reich­weite und ins­beson­dere die Akzep­tanz von Elek­tro­fahrzeu­gen zu erhöhen.
Wie sieht die Real­ität aus?
In Deutsch­land kommt der Auf­bau ein­er flächen­deck­enden Infra­struk­tur an öffentlichen Ladesta­tio­nen zwar voran, aber nur langsam. Experten sehen bis zum Jahr 2020 einen Bedarf an 70.000 öffentlichen Ladepunk­ten zur Nor­mal­ladung und 7.100 Schnel­l­ladepunk­ten. Ver­gle­icht man die ver­schiede­nen Online-Verze­ich­nisse für Ladesäulen miteinan­der, gibt es bun­desweit aktuell etwa 24.000 Ladepunkte.
Welche Empfehlung wür­den Sie Stadtwerken, Stromver­sorg­ern und Net­z­be­treibern geben, die sich mit dem The­ma auseinandersetzen?
Neue Akteure soll­ten sich am besten bere­its beste­hen­den Ladenet­zw­erken anschließen oder damit kom­pat­i­ble Ladelö­sun­gen anbi­eten. In der Ver­gan­gen­heit gab es häu­fig Insel­lö­sun­gen, die nicht miteinan­der kom­pat­i­bel waren. Vor allem bei der Bezahlung wur­den die Kun­den an den Rand ihrer Geduld gebracht. Um als Elek­troaut­o­fahrer in ganz Deutsch­land laden zu kön­nen, benötigte man etwa 36 ver­schiedene Ladekarten von unter­schiedlichen Anbi­etern. Benutzer­fre­undlich ist das nicht. In der Zwis­chen­zeit ist es dank eRoam­ing-Plat­tfor­men möglich, mit drei bis vier Ladekarten in ganz Deutsch­land laden zu kön­nen. Daneben gibt es auch immer mehr Ladesäulen, an denen man ganz unkom­pliziert mit EC- oder Kred­itkarte zahlen kann.

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