Alle Jahre wieder

Anfang Okto­ber lud Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel erneut Vertreter aus Indus­trie und Wis­senschaft zum Elek­tro­mo­bil­itäts­gipfel ins Kan­zler­amt, um den aktuellen Sta­tus Quo bei der Umset­zung des Regierungs­plans Elek­tro­mo­bil­ität und die angestrebte Leit­markt- bzw. Lei­tan­bi­eter Rolle Deutsch­lands in diesem Kon­text zu besprechen. Eine Runde, die sich bere­its gut ken­nt. Alle Jahre wieder verta­gen diese Spitzen­vertreter aus Poli­tik, Indus­trie und Wis­senschaft die tat­säch­liche Umset­zung nach­haltiger Mobil­ität­skonzepte in die Zukun­ft. So wird das nichts mit der Leitmarktposition.
Offiziell hält Frau Merkel zwar weit­er­hin am Ziel der eine Mil­lion Elek­tro­fahrzeuge fest, rhetorisch wird aber bere­its damit begonnen, die ursprüngliche Ziel­marke langsam und unbe­merkt herunter zu schrauben und durch die Ein­beziehung von Hybrid­fahrzeu­gen sukzes­sive zu ver­wässern. Die Nationale Plat­tform Elek­tro­mo­bil­ität — und hier ins­beson­dere die deutsche Auto­mo­bilin­dus­trie — geht nach dem Tre­f­fen im Kan­zler­amt von 600.000 elek­trisch angetriebe­nen Fahrzeu­gen im Jahr 2020 aus.
Aber warum? An der Fähigkeit all­t­ags­fähige Elek­tro­fahrzeuge zu bauen, kann es nicht liegen. Cit­roën, Mit­subishi, Nis­san, Opel, Peu­geot und Renault zeigen bere­its jet­zt, wie es geht. Aktive Zeichen der Poli­tik und der Auto­mo­bilin­dus­trie sehen ein­deutig anders aus.
Aber nicht nur die Mit­glieder der sich hal­b­jährlich tre­f­fend­en Spitzen­runde tra­gen zur kon­trapro­duk­tiv­en Stim­mungslage bei — auch die Medi­en­vertreter sind in beachtlichem Maße dafür ver­ant­wortlich. Die medi­ale Berichter­stat­tung rund um das The­ma Neue Mobil­ität war und ist größ­ten­teils schlecht recher­chiert, reißerisch aufgeputscht oder ein­fach nur falsch. Ins­beson­dere in der aktuellen Phase der Neuori­en­tierung bedarf es klar­er, konkreter und vor allem kon­sis­ten­ter Aus­sagen. Wed­er der medi­ale Hype der let­zten zwei Jahre noch die unkri­tisch über­nomme­nen Pressemit­teilun­gen deutsch­er OEMs zum The­ma Elek­tro­mo­bil­ität führen dazu, dass gesellschaft­süber­greifend ver­standen wird, vor welchen Her­aus­forderun­gen und Chan­cen wir aktuell stehen.
Wir müssen jet­zt gemein­sam den Grund­stein für eine emis­sion­sarme Mobil­ität leg­en, um auch kün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen Indi­vid­ual­mo­bil­ität im gewohn­ten Aus­maß gewährleis­ten zu kön­nen. Vor diesem Hin­ter­grund stellt sich nicht die Frage, ob 2020 tat­säch­lich eine Mil­lion Elek­tro­fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren, son­dern wie wir damit umge­hen, wenn uns Öl in Zukun­ft nicht mehr als Treib­stoff zur Ver­fü­gung ste­ht. Elek­tro­mo­bil­ität stellt in diesem Kon­text eine wichtige Alter­na­tive dar, die es jet­zt gilt nach­haltig inner­halb der Gesellschaft zu verankern.
Kurt Sigl, Präsi­dent Bun­desver­band eMo­bil­ität e.V.

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