Ein Kommentar: Wurd aber auch Zeit..!

Das EU-Parlament hat endgültig für das Aus des Verbrennungsmotors votiert. Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen verkauft werden, die keine Treibhausgase ausstoßen. In zwölf Jahren dürfen in Europa keine Pkw und Kleintransporter mehr neu zugelassen werden, die noch Kohlendioxid ausstoßen. Das EU-Parlament hat das faktische Ende des Verbrennungsmotors ab 2035 besiegelt – mit 340 Ja- gegen 279 Neinstimmen. In einem Zwischenschritt sollen die CO2-Emissionen von neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis 2030 um rund die Hälfte sinken. 

Damit wird nun endlich eine Forderung, die wir bereits seit Gründung des BEM formulieren, zu einer politischen Verbindlichkeit, die klare wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie Planungs- und Investitionssicherheit für alle Marktteilnehmer in der EU schafft. 

Kommentar von BEM-Vize-Präsident Christian Heep zum Pkw-Neuzulassungsverbot

Die EU-Entscheidung schafft endlich – immer noch viel zu spät – aber nun eben endlich eine ganz neue Grundlage für unsere sehr besondere deutsche Autowelt, die einfach nicht loslassen kann, will und wollte. Jahrzehntelang eingebrannt in Politik, Medien und Gesellschaft und am Stammtisch penetrant und in besonderem Maße von Halbwahrheiten, Verdrehungen und Fake-News eingedampft und zur »Auto-Weisheit-Letzter-Schluss« verglimmt. Und genau damit ist nun endlich: Schluss. Zumindest was Neuzulassungen angeht. Vom Bestand reden wir hier ja gar nicht. Ein anderes Problem. 

Die Grundlage also: Für Veränderung. Für Transformation. Für Fortschritt. Und damit als europaweite Verbindlichkeit – d.h. für alle, die noch vierrädrige Vehikel in Deutschland und Europa verkaufen wollen – die Rahmenbedingung, die Planungs- und Finanzierungssicherheit schafft. Das hätte es deutlich früher gebraucht, da sich hinter dieser Entscheidung die Trilogie aus Arbeitsplätzen, Wertschöpfung und Wohlstand versteckt. Ganz entgegen der landläufigen Haltung, Elektroautos würden Arbeitsplätze kosten, verhält es sich doch tatsächlich genau anders herum. Da wir uns eben nicht in einem Inselmarkt befinden und US-amerikanische und asiatische Player ernst nehmen sollten, haben wir unsere eigene Wertschöpfung doch eben gerade dadurch gefährdet, dass wir versucht haben, möglichst lange Autos herzustellen und auf dem internationalen Markt zu verkaufen, die technologisch auf einem Niveau sind, das langfristig nicht mehr wettbewerbsfähig sein wird. 

Über diese Erkenntnis können auch die aktuellen Gewinne der Konzerne nicht hinwegtäuschen, da die nicht getätigten oder halbherzigen Investitionen später fehlen, der technologische Abstand immer grösser wird und Marktanteile später nur sehr schwer zurückgeholt werden können. Eine Fehleinschätzung zur Bedeutung der Neuen Mobilität, die der Arroganz der tatsächlich ja sehr guten deutschen Automobilindustrie zugeschrieben werden kann, die sich eben nicht ausreichend selbst reflektieren konnte und zu viel Beharrungsvermögen gezeigt hat. Dieses Mannko hätte Politik eher korrigieren müssen; hat statt dessen aber beständig eine schützende Hand auf das deutsche Auto gelegt und durch diese klientelgesteuerte Industriepolitik unsere eigentlich gute Position auf dem Weltmarkt geschwächt. Ein Bärendienst.

Daher ist diese Entscheidung nun sehr zu begrüssen, da sich unsere Auto- und Zulieferindustrie jetzt umstellen muss, wenn sie denn Relevanz und Geschäft behalten wollen. Aus eigenem Antrieb heraus hat das ja nun nur bedingt geklappt und hatte zudem meist ganz andere Gründe. Nun kann sich niemand mehr rausreden und eine Forderung, die wir bereits seit Verbandsgründung formulieren, wird nun endlich zu einer wirtschaftspolitischen Verbindlichkeit. Selbst ein Windrad lässt sich schneller bauen. Aber was solls.. Von uns aus kann es jetzt losgehen..! Ach, noch was: Die ganze obige Argumentation kommt ohne Bezug zum Klima- und Umweltschutz aus. Reine Wirtschaftspolitik. So sind wir also doch noch auf einen Pfad gekommen, der Nachhaltigkeit in Aussicht stellt und eine Green Economy befördert, die in Verbindung mit Erneuerbaren Energien extrem großes Potential hat, uns international wieder auf einen ersten Platz zu befördern. Denn da wollen wir im Bereich Energie und Mobilität wieder hin. 

Dass wir am Ende der Geschichte weniger Autos brauchen werden, dabei eine bessere Mobilität erfahren können und unsere Lebensqualität sowie unser Wohlstand steigt, erzählen wir lieber ein anderes Mal. Eins nach dem anderen..

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