Oh Europa. Quo vadis..?

Die Reise begin­nt vor 211 Jahren als Alessan­dro Vol­ta im Jahr 1800 die elek­trische Bat­terie erfind­et und Joseph Hen­ry 30 Jahre später den Gle­ich­strom­mo­tor. Damit fing das Elek­tro­mo­bil­ität­szeital­ter u.a. mit den Kon­struk­tio­nen von Thomas David­son an, der 1855 das erste bat­teriebe­triebene Fahrzeug baute. 1881 präsen­tierte der Inge­nieur Gus­tave Trou­vé auf der Inter­na­tionalen Elek­triz­ität­sausstel­lung in Paris sein elek­trisches Drei-Räder-Fahrzeug mit 12 km/h Höch­st­geschwindigkeit und schon 1899 stellte der Bel­gi­er Camille Jenatzy den dama­li­gen Geschwindigkeits Wel­treko­rd von über 105 km/h mit einem Elek­troau­to auf. Zur gle­ichen Zeit waren in New York über 90 % aller Tax­en elek­trisch und in Lon­don gab es sog­ar welche mit Wechselakku.
1912 kam dann mit der Ein­führung des elek­trischen Starters, der das lästige Ankurbeln erset­zte und durch die höhere Reich­weite der Ver­bren­nungsmo­toren das vor­läu­fige Aus für die Elek­tro­mo­bil­ität. Vielle­icht kann man auch sagen, dass Thomas Edi­son mit seinem Alka­li-Nick­el-Akku­mu­la­tor ein­fach 5 bis 10 Jahre zu spät in Erschei­n­ung trat. Jeden­falls kon­nte damals ein Elek­tro­fahrzeug nicht mehr mit Geschwindigkeit, Leis­tung, Preis und Reich­weite des Ver­bren­nungsmo­tors mithalten.
Seit eini­gen Jahren bemühen wir uns nun um eine Renais­sance der Elek­tro­mo­bil­ität und ver­suchen die ver­schlafe­nen Jahrzehnte ver­passter Chan­cen wieder aufzu­holen. Die Vision ein­er Neuen Mobil­ität scheint zunehmend im Bewußt­sein der Bevölkerung anzukom­men. Dabei bemühen wir uns in Deutsch­land um eine Leit­mark­t­po­si­tion — so will es jeden­falls die Poli­tik. Das proklamierte Ziel wird seit ger­aumer Zeit auch inten­siv in ein­er Nationalen Plat­tform vor­angetrieben. Da freue ich mich, dass es jet­zt endlich so richtig los­ge­ht. Auf die Poli­tik in Deutsch­land ist Verlass..
Was passiert also im Erfind­er­land Deutsch­land in dem neuen Wach­s­tums­markt Elek­tro­mo­bil­ität? Und was passiert im Ver­gle­ich dazu bere­its heute bei unseren Nach­barstaat­en..? Ana­log zu unser­er natür­lichen Ver­bun­den­heit mit Erneuer­baren Energien hat nun ja auch die deutsche Poli­tik erkan­nt, dass eMo­bil­ität eine sin­nvolle und nach­haltige Antwort auf CO2-Reduk­tion­sziele, Kli­ma- und Umweltschutz, Ressourcenscho­nung, heimis­che Wertschöp­fung, sowie saubere und leise Städte sein kann. Aber mit ein­er Laufzeitver­längerung, deren Rück­nahme oder zumin­d­est mas­sive Kor­rek­tur doch in der näch­sten Leg­is­laturpe­ri­ode für eine Regierungs­bil­dung essen­tiell sein wird..?
Ist etwa auf die poli­tis­che Unab­hängigkeit und Durch­set­zung bürg­er­na­her und gesellschaft­skon­former Geset­zge­bung im Sinne nach­haltiger, struk­tur­poli­tis­ch­er Entschei­dun­gen und wirtschaft­spoli­tis­ch­er Ein­flussnah­men doch kein Ver­lass..? Und ist let­ztlich doch auch die Poli­tik schuld daran, dass unsere inter­na­tion­al agieren­den Auto­mo­bilkonz­erne bei uns bis dato fos­siler denn je erscheinen..? Kom­men sie doch fast alle seit 2 Jahren »näch­stes« Jahr ganz groß mit den Elek­trose­rien auf den Markt. 2011 wird nun zeigen, ob die Konz­erne die Her­aus­forderun­gen der Zukun­ft, den Umbruch in ein post­fos­siles Zeital­ter wirk­lich ver­standen haben und sich mit eige­nen Entwick­lun­gen in Rich­tung Leit­markt und ins­beson­dere in Rich­tung Serien­pro­duk­tion bewe­gen können.
Ich denke, dass wir dieser Her­aus­forderung nur mit dem per­sön­lichen Ein­satz wirk­lich ver­ant­wor­tungs­be­wusster und im Sinne nach­fol­gen­der Gen­er­a­tio­nen han­del­nder Per­sön­lichkeit­en und dem Engage­ment der inno­v­a­tivsten Unternehmen Deutsch­lands und Europas begeg­nen kön­nen. Es wird Zeit, eMo­bil­ität jet­zt zeit­nah in den Köpfen der Men­schen zu ver­ankern und den Anschluss an eine Entwick­lung nicht zu ver­passen, die unsere ganze Welt grundle­gend verän­dern wird. Dabei sind es doch ger­ade unsere Unternehmen, die hier gefragt sind und über Jahrzehnte Inno­va­tio­nen her­vorge­bracht haben. Ich freue mich auf unser erstes Mit­glied im Bun­desver­band eMo­bil­ität, das aus den Rei­hen von VW, Audi, BMW, Daim­ler, Opel oder Ford kommt. Mit jedem dieser Konz­erne führen wir Gespräche, Türen öff­nen sich und wer­den dann von ander­er Stelle wieder ver­schlossen. Warum nur..? Angst kön­nen die doch nicht haben. Oder doch..?
Wer jet­zt die Zeichen der Zeit noch nicht erkan­nt hat, der bleibt unweiger­lich zurück, denn es gibt bere­its viele neue Play­er auf dem Markt, die zunehmend an Boden gewin­nen und elek­tro­mo­bile Fahrt aufnehmen. Dazu gehören Zulief­er­er, kleinere Auto­mo­bil­her­steller und natür­lich ein gigan­tis­ch­er aus­ländis­ch­er Markt, der in den näch­sten zwei Jahren wohl eine unüberse­hbare Mark­t­präsenz erre­ichen wird.
Mit diesen Gedanken wün­sche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen unser­er zweit­en Aus­gabe und freue mich über Feed­back, Kri­tik und Anre­gun­gen. Seit­ens der Poli­tik freue ich mich über die Umset­zung unseres inno­v­a­tiv­en Fördermodells.
Edi­to­r­i­al von Chris­t­ian Heep, Vor­stand Mar­ket­ing im Bun­desver­band eMo­bil­ität und Chefredak­teur der NEUEN MOBILITÄT / Aus­gabe 02 / Jan­u­ar 2011

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