Nicht drängeln..?

Mit leicht erhoben­er Stimme, autoritär anmu­tend, besser­wis­serisch und gle­ichzeit­ig eben­so drän­gel­nd hört man ihn immer wieder. Den leicht aggres­siv­en Unter­ton, die latente Angst selb­st später zum Zug zu kom­men, etwas zu ver­passen. »Nicht drän­geln..!« ist doch schon ein Indika­tor für Behar­rlichkeit in der eige­nen Per­son, der eige­nen Ein­schätzung. Daneben existiert aber auch das ruhige, san­fte Gemüt, das mit leicht monot­o­n­er Stimme, aber eben­so wis­send daherk­om­mende und eben­so über­legene »Nicht drän­geln.« in langge­zo­gen­er Tonalität.
Das titel­gebende, über­rascht fra­gende »Nicht drän­geln..?« zeigt die Brisanz hin­ter dieser prekären Fehlein­schätzung, Erschließt sich am Ende aber lei­der nicht nur dem­jeni­gen Kor­tex, der es denn verzapft und poli­tisch ver­schuldet hat, son­dern vielmehr seinem Schüt­zling in den ver­schieden­sten Vorkom­men: Dem gemeinen Bürg­er, dem Arbeit­er oder Angestell­ten in der Auto­mo­bil- und Zulieferindus­trie und in weit­er­er Folge im Grunde jedem Teil­nehmer unser­er Wertschöp­fungs­kette bis hin zur Europa, die sich das so wohl bei der Namensge­bung damals nicht vorgestellt hatte.
Ich bin mir natür­lich der Tat­sache bewusst, dass ich offen­sichtlich auch etwas bess­er weiß, aber damit bin ich ja zum Glück eben­so wenig allein und habe auf mein­er Seite die Kol­le­gen Ver­nun­ft, Nach­haltigkeit und eine gehörige Por­tion ermöglichen­den Fortschritts. Flankierend ste­hen mir mah­nend auch die zunehmende Ressourcenknap­pheit, sowie der Kli­ma- und Umweltschutz argu­men­ta­tiv zur Seite.
Doch kom­men wir hier nun mal zum Punkt. Um den Span­nungs­bo­gen ein let­ztes Mal zu bemühen, vielle­icht einen weit­eren antiken Sprung in die demokratis­che Wiege unser­er heuti­gen Wertvorstel­lung. Allerd­ings erin­nern heutige Herange­hensweisen teils in erschreck­ender Weise an die Anfänge der Begren­zung poli­tis­ch­er Par­tizipa­tion­srechte. In diesem Sinne kom­men wir also auf den von mir gern bewusst pro­vokant kom­men­tierten zweit­en Bericht der Nationalen Null­runde Elek­tro­mo­bil­ität und das darauf fol­gende Regierung­spro­gramm mit tat­säch­lich noch mehr Massen­trägheit, was bei den vie­len Wörtern schon erstaunlich ist. Gedrän­gelt hat hier wirk­lich kein­er..! Eine nationale Anleitung in Rich­tung Leit­markt sieht wahrlich anders aus und lässt die Sub­ven­tions­forderung eher tak­til erscheinen.
Na, jeden­falls ging es mir ja um die Begriffe Gle­ich­stel­lung und Gerechtigkeit oder am besten gle­ich um bei­de. Beispiel­haft lässt sich das an der Dienst­wa­genbesteuerung klären. Wenn man also nach über sechs lan­gen Monat­en endlich dahin­ter kommt, dass bei der Besteuerung von Elek­tro­di­enst­wa­gen die Anschaf­fung eben dieser zukun­ftsweisenden undregierungs­seit­ig ja ein­deutig gewün­scht­en Vehikel ein offen­sichtlich­er Miss­stand vor­lag und man diesen nun entsprechend kor­rigiert, dann kann man doch bitte für diese reine Gle­ich­stel­lungs­maß­nahme keinen Applaus erwarten, geschweige denn das als hon­or­ablen Punkt in sein ohne­hin nur einen einzi­gen weit­eren rel­e­van­ten Punkt umfassendes Regierungspaket übernehmen. Wer jet­zt allen Ern­stes wirk­lich glauben möchte, dass sich damit ein elek­tro­mo­bil­er Leit­markt erschließen lässt, der assim­i­liere sich bitte eigen­ständig wieder in eine der nörgel­nden Rei­hen zurück.
Lei­der ist wieder­holt zu befürcht­en, dass wir unsere Chan­cen auf dem Zukun­fts­markt Mobil­ität aufs Spiel set­zen. Warum..? Ganz ein­fach: Weil die anderen drän­geln..! Sie drän­geln sich auf ihrem Markt und bald auch auf unserem in Deutsch­land oder Europa — das spielt gar keine Rolle. Eine Rolle aber kön­nen wir spie­len, indem wir endlich anfan­gen Leit­markt zu wer­den. Vor­re­it­er, Vor­denker, Mit­spiel­er und eben auch ein biss­chen Drän­gler. Wem jet­zt das Wort nicht gefällt und da stimme ich ten­den­ziell mit ein, der werde doch ein­fach poli­tisch sicht­bar und fordere den notwendi­gen Sys­temwech­sel. Am prag­ma­tis­chsten funk­tion­iert das natür­lich im oberen Bere­ich der Kom­man­dostruk­tur. Also genau da, wo es ja bere­its gewollt ist. Auch hier komme ich lei­der nicht umhin in Ein­tönigkeit zu kon­sta­tieren, dass unser Leit­mark­tanspruch über­haupt nicht zur vorherrschen­den Förder­ablehnung passt.
Ein wei­thin sicht­bares Zeichen für Erste Flot­ten, der meine uneingeschränk­te Aufmerk­samkeit find­en wird, ist eine Dienst­wa­genbesteuerung iHv. exakt 0 % und eine Befreiung von der Kfz-Steuer. Als näch­sten Schritt sehe ich die von uns geforderte het­ero­gene Förderverteilung auf Käufer und Her­steller. Dann wird auch eine kalkulier­bare Erfol­gssto­ry daraus, da eben nicht eine pauschalierte Mil­lio­nen­förderung in die Konz­erne fließt, son­dern eine leis­tungs­be­zo­gene. Wenn das keine 2,5 Mrd. Euro wert sein soll für die ersten 250.000 Elek­troau­tos, dann weiß ich es auch nicht. Zudem es sich ja nicht um zusät­zliche Mit­tel han­delt, son­dern lediglich um eine andere Verteilung. Steuer­rück­flüsse, der Dank nach­fol­gen­der Gen­er­a­tio­nen, weniger Kli­mafol­gen­schä­den, steigende Exportquoten, Arbeit­splätze und Wohl­stand auch nach 2020 in Deutsch­land und Europa noch nicht mal eingerechnet.
In diesem Sinne wün­sche ich Ihnen nun nach mein­er kleinen Ein­stim­mung ein durch­weg pos­i­tives Lesev­ergnü­gen, freue mich auch in Zukun­ft auf eine gute und elek­tro­mo­bile Zusam­me­nar­beit und empfehle, den ganzen Artikel nochmal zu lesen und zwar im Fokus Erneuer­bar­er Energien und Sie wer­den mit Leichtigkeit eine Par­al­lelisierung erfahren.
Edi­to­r­i­al von Chris­t­ian Heep, Vor­stand Mar­ket­ing im Bun­desver­band eMo­bil­ität und Chefredak­teur der NEUEN MOBILITÄT / Aus­gabe 04 / Juli 2011

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