Elektromobilität im Abseits? Höchstens bei den Medien

Geht es Ihnen auch so? Wenn man die aktuelle Berichter­stat­tung der Massen­me­di­en regelmäßig ver­fol­gt, dann schwingt in der let­zten Zeit ein deut­lich vernehm­bar neg­a­tiv­er Unter­ton mit. Fast ver­spürt man eine gewisse Schaden­freude, dass es mit den Ver­heißun­gen der Elek­tro­mo­bil­ität nun wohl doch wieder nicht klap­pen wird.
Los ging es mit den Mel­dun­gen rund um die Bat­ter­iesicher­heit des GM Volt, gefol­gt von den Schlagzeilen der taz, die mit Blick auf die eMo­bil­ität gar von der »Ökolüge« titelte und aktuell der ADAC, der in seinem ECO-Test die Sauberkeit von Elek­troau­tos in Zweifel zog. Als dann noch die Schlagzeile rund um den Gen­fer Auto­mo­bil­sa­lon hieß »der Ver­bren­nungsmo­tor ist zurück« — war er je weg? — und GM gle­ichzeit­ig eine Pro­duk­tion­spause für den Volt auf­grund schlep­pen­der Absatz­zahlen verkün­dete, war eine Gemen­ge­lage erre­icht, die offen­sichtlich genug Legit­i­ma­tion induziert hat, deut­lich neg­a­tiv über die Elek­tro­mo­bil­ität zu bericht­en. Nach all den opti­mistis­chen und eupho­rischen So-wird-die-Zukun­ft-Bericht­en der let­zten 18 Monate ein klar­er Schwenk.
Um die Sit­u­a­tion zu erk­lären und ins­ge­samt zu ver­ste­hen, muss man ein wenig aus­holen. Ich glaube, allen in der Szene ist rel­a­tiv bewusst, dass das, was sich als »Hype« rund um die Elek­tro­mo­bil­ität zusam­menge­braut hat­te, weniger von den Akteuren der Szene selb­st befeuert wurde, son­dern viel eher von Jour­nal­is­ten her­beigeschrieben wurde. Das alles hat schnell eine Eigen­dy­namik bekom­men, so dass die Mar­ket­ingstrate­gen der Energiev­er­sorgung­sun­ternehmen und der Auto­mo­bil­her­steller, Poli­tik­er und andere Akteure sich gerne im Glanze dieses The­mas geson­nt haben. Der Gesamtkon­text Erneuer­bare Energien, Energiewende und Elek­tro­mo­bil­ität ist ein­fach unge­heuer attrak­tiv. Vergessen hat man dabei, dass Entwick­lun­gen, ins­beson­dere in der Auto­mo­bilin­dus­trie, einen recht lan­gen Zyk­lus haben. Der Kunde erwartet zu Recht aus­gereifte, ver­lässliche und sichere Pro­duk­te — und das braucht Zeit. Ins­beson­dere die deutschen Her­steller, die vielle­icht auch später ges­tartet sind als andere, nehmen sich Zeit, um ihre Pro­duk­te aus­giebig zu erproben. Her­steller wie BMW, die mit der Mod­ell­rei­he »i« gle­ich mehrere kom­plett neue Fahrzeuge auf den Markt brin­gen, müssen nicht nur die Fahrzeuge entwick­eln, sie müssen auch neue Fer­ti­gungsan­la­gen auf­bauen und die Pro­to­typen in die Serie über­führen. BMW fährt hier einen ganzheitlichen Ansatz. Andere Her­steller ver­trauen auf eine Elek­tri­fizierung ihrer bewährten Mod­elle, müssen dann aber auch die gewohnte Zuver­läs­sigkeit und den gewohn­ten Ser­vice garantieren. All das führt zu ein­er deut­lichen Asyn­chronität zwis­chen den Erwartun­gen viel­er Akteure und der tat­säch­lichen Ver­füg­barkeit und der Per­for­mance der Produkte.
Haus­gemachte Probleme
Es gibt aber auch haus­gemachte Gründe für die Verun­sicherung. Kaum ein Akteur hat mit seinem Engage­ment in der Elek­tro­mo­bil­ität eine tief­ere Botschaft ver­bun­den. Ein­er Tech­nolo­gie, sei es mit Wasser­stoff oder mit Bat­terie, die dur­chaus das Poten­zial hat, dem Ver­bren­nungsmo­tor ern­sthaft Konkur­renz zu machen. In Zeit­en, in denen mit kon­ven­tionellen Fahrzeu­gen beste Geschäfte gemacht wer­den, spricht nie­mand gerne von ver­siegen­den Ölquellen und in den näch­sten Jahren dur­chaus drastis­chen Emis­sionsvor­gaben aus Brüs­sel. Wach­s­tum kommt ohne­hin zunehmend nicht mehr aus Europa. Es ist ein schmaler Grat in der Kom­mu­nika­tion, beste­hende Geschäfte nicht zu gefährden und gle­ichzeit­ig an der Tech­nolo­gie zur Ablö­sung zu arbeit­en. Derzeit ver­sucht man Elek­tro­fahrzeuge als kom­ple­men­tär zu ver­mark­ten, qua­si als teuren aber sauberen Zweit­wa­gen. Damit wer­den wir langfristig wed­er unab­hängiger von Ölimporten noch dienen wir damit dem Kli­maschutz. Dafür muss man Autos sub­sti­tu­ieren, also beste­hende Geschäfte durch neue erset­zen — dur­chaus ein Wag­nis in einem noch jun­gen Markt.
Die Botschaft muss laut­en: Elek­tro­mo­bil­ität ist eine Tech­nolo­gie, die es uns erlaubt, mit Erneuer­bar­er Energie Auto zu fahren und das bere­its heute. Das erfordert ein klares Beken­nt­nis, dass wir mit Elek­tro­fahrzeu­gen den ersten Schritt zur Ablö­sung fos­siler Kraft­stoffe getan haben. Genau wie beim Auf­bau Erneuer­bar­er Energien kann es dabei kurzfristig sog­ar zu Mehre­mis­sio­nen kom­men. Die vom ADAC kom­mu­nizierten Emis­sion­swerte möchte ich nicht grund­sät­zlich bezweifeln, sie sind aber eben nur eine Momen­tauf­nahme. Mit steigen­dem Anteil Erneuer­bar­er Energie im Energiemix wer­den alle Elek­tro­fahrzeuge automa­tisch kon­tinuier­lich sauber­er. Und darum ging es doch, um das sukzes­sive Ein­phasen von Erneuer­baren Energien in den Verkehrs­bere­ich. Viele Besitzer von PV-Anla­gen schie­len schon auf ein Elek­tro­fahrzeug. Ben­zin vom eige­nen Dach, eine tolle Aus­sicht bei steigen­den Ölpreisen!
Volk­er Blandow
TÜV SÜD
www.tuev-sued.de

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