E-volution in Deutschland

März 2020 / ProChip Nr. 17 / März 2020 / Jahresveranstaltung der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.
Gelingt eMobilität mit Mobile Payment & Co. endlich der Durchbruch?
Obwohl eMobilität seit Jahren ein Thema (in nahezu) jeder Diskussion um Energiewende und Klimapolitik ist, hat ihr großer Durchbruch bisher auf sich warten lassen. Zu den Hemmnissen der eMobilität gehört neben hohen Anschaffungskosten auch die chaotische Bezahlsituation an der Säule: Bisher hat sich noch kein einheitliches und verbraucherfreundliches System etabliert. Die Initiative Deutsche Zahlungssysteme setzt sich dafür ein, dass der Kartenzahlung an Ladesäulen eine gleichwertige Bedeutung wie Roaming beigemessen wird und diese ebenfalls zum Standard wird. Wie innovative und offene Bezahlmöglichkeiten, wie girocard kontaktlos oder Mobile Payment, die eMobilität benutzerfreundlicher gestalten können, darüber diskutierten die Teilnehmer des Parlamentarischen Abends am 22. März 2019 in Berlin.
Die »elektronische Evolution«, kurz »E-volution«, beeinflusst auch die Art und Weise, wie wir bezahlen: Inzwischen ist z. B. das kontaktlose Bezahlen mit der digitalen girocard im Smartphone möglich. Das bedeutet nicht nur einen neuen Formfaktor, sondern auch neue technische Möglichkeiten. Kundinnen und Kunden können z.B. das sogenannte CDCVM (»Consumer Device Cardholder Verification Method«), also eine Verifikationsmethode des Smartphones, wie z. B. den Abgleich des Fingerabdrucks oder die Gesichtserkennung, anstelle der Eingabe der PIN nutzen. Bezahlterminals können somit auf ein PIN-Pad verzichten – gerade im unbedienten Bereich wie z.B. an Automaten eine wertvolle Innovation.
Diese neuen Technologien können auch Neuerungen in anderen Branchen voranbringen. Großes Synergiepotenzial gibt es z. B. im Bereich der eMobilität. Doch das innovative und gleichzeitig verbraucherfreundliche Bezahlen des getankten Stroms ist noch nicht selbstverständlich. Mal wird eine Anmeldung per App, mal eine eigene RFID-Karte benötigt. Diese für Verbraucherinnen und Verbraucher unübersichtliche Situation stellt auch die Politik vor Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund begrüßte die Initiative auf ihrem 14. Parlamentarischen Abend den finanzpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lothar Binding. In seiner Keynote betonte Binding die Notwendigkeit regulatorischer Rahmenbedingungen:
»Dort wo der Markt und seine Teilnehmer an ihre Grenzen stoßen, haben wir die politische Verantwortung, die Rahmenbedingungen für die eMobilität in Deutschland voranzutreiben. Dazu gehört auch, die gesetzlichen Bedingungen für benutzerfreundliche Bezahlsysteme zu verbessern, wie im Koalitionsvertrag vereinbart.«
Aufgrund ihrer Benutzerfreundlichkeit eigne sich die girocard für den Einsatz im Mobilitätskontext, betonte Albrecht Wallraf vom Bundesverband deutscher Banken, in seinem Vortrag. Auch die weite Verbreitung der girocard sowie die schnelle Abwicklung des Bezahlvorgangs dank Kontaktlos-Technologie sprächen für eine sichere und effiziente Integration in eMobilitäts-Systeme.
In der anschließenden Podiumsrunde forderte Gregor Kolbe vom Verbraucherzentrale Bundesverband kundenfreundliche Lösungen ohne mehrmalige und komplizierte Registrierungen. Die Vielzahl an verschiedenen Anbietern und Roamingverbünden erfülle diese Kriterien momentan nicht. Die Roamingpflicht der Förderrichtlinie wurde auch von Lars Reimann vom Handelsverband Deutschland kritisiert. Diese sei teuer und intransparent. Markus Emmert vom Bundesverband eMobilität pflichtete dem bei: »Die gegenwärtige Willkür und Intransparenz der Abrechnung muss ein Ende haben und bestehende Ladeinfrastruktur gilt es zu erhalten, z.B. durch pragmatische kWh-Abrechnungen gegenüber dem Verbraucher.«
Wolfgang Müller vom Verband der Terminalhersteller in Deutschland nahm neben der Politik auch die Hersteller in die Pflicht. An ihnen liege es, nun die Zahlungsmöglichkeiten an eLadesäulen zu standardisieren. Ingo Limburg, Vorstandsvorsitzender der Initiative, resümierte: »Bezahlen an der eLadesäule muss genauso einfach und intuitiv funktionieren wie an der regulären Tankstelle. Das offene System der girocard mit ihren über 100 Millionen Karten – egal ob Plastikkarte oder digital im Smartphone – bietet als weit verbreitete und bewährte Lösung die besten Voraussetzungen, um die Standardisierung der Bezahlprozesse – und somit ein Stück weit die E-volution – voranzutreiben.«
Die Ausgabe finden Sie hier / Seite 26

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