Volle Fahrt à la carte?

April 2018
Mobil­ität­skarten als Ver­mit­tlungsver­suche zwis­chen sozialen Welten
Mit Car­shar­ing zur Hal­testelle, mit dem Bus zum Bahn­hof, mit dem Zug zur näch­sten Stadt, mit dem Leihrad zum Geschäft­ster­min, bezahlt wird mit nur einem Tick­et — das Szenario scheit­ert auch im 21. Jahrhun­dert noch an den ver­schiede­nen Wel­ten der Anbi­eter. Diese Analyse zeigt, was zur “smarten” Mobil­ität­skarte fehlt und welche Gren­zen über­wun­den wer­den müssten.

Der Traum von einem ein­fachen Zugang zu allen Mobil­itäts­di­en­sten — gle­ich ob Bahn, Bus, Car­shar­ing oder Leihrad — ist nicht neu. Schon vor über 20 Jahren grü­bel­ten Visionäre über die Mobil­ität “aus ein­er Hand”: Eine Anmel­dung, eine Buchung, eine Abrech­nung. Anbi­eterüber­greifende Mobil­ität­skarten gal­ten lange als “Königs­diszi­plin” unter den Koop­er­a­tio­nen. Die Möglichkeit­en von Smart­phone und Apps haben die Bestre­bun­gen zur Ver­net­zung von Infor­ma­tion­skanälen und Ver­trieb­swe­gen neu ent­facht. Doch inte­gri­erte Ange­bote öffentlich zugänglich­er Mobil­ität sind noch immer sel­ten. Warum ist das so?

Chris­t­ian Scherf blickt auf die Akteure hin­ter den Mobil­ität­skarten. In Inter­views und Fall­beispie­len entschlüs­selt er die schwieri­gen Bedin­gun­gen für eine Zusam­me­nar­beit zwis­chen den Anbi­etern. Als wesentlich­es Hemm­nis iden­ti­fiziert er dabei die Pflicht­en zur öffentlichen Daseinsvor­sorge, die in Deutsch­land für einen Teil der Anbi­eter gel­ten, für andere hinge­gen nicht. Die Her­aus­gabe gemein­samer Kun­denkarten erscheint damit als Ver­such, trotz abwe­ichen­der Regeln und Ressourcen gemein­same Ange­bote zu kreieren. Es sind Bestre­bun­gen gemein­same Hand­lungsare­nen zu etablieren, an den Gren­zen ‚sozialer Wel­ten‘, die sich noch immer fremd sind.

Chris­t­ian Scherf studierte Sozi­olo­gie und Verkehr­swe­sen an der TU Berlin. Er arbeit­et am Wis­senschaft­szen­trum Berlin für Sozial­forschung (WZB). Im Inno­va­tion­szen­trum für Mobil­ität und gesellschaftlichen Wan­del (InnoZ) erlebte er die Entwick­lung von Mobilitätskarten.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen find­en Sie unter:
www.oekom.de

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