So viel Strom brauchen Autos mit Verbrennungsmotor

Artikel erschienen auf ⇢ edison.handelsblatt.com
Der Strombe­darf für die Elek­tro­mo­bil­ität ist über­schätzt — denn mit dem Ende des Ver­bren­nungsmo­tors sparen wir auch eine Menge Strom ein. Ein Gedankenexperiment.
Wom­it heizen Sie? Vielle­icht mit Strom? Nein, natür­lich nicht, wer­den Sie sagen. Wer heizt denn noch mit Strom? Dabei ist egal, ob Öl, Gas oder Holzpel­lets — Ihre Heizung braucht den­noch Strom. Etwa für die Steuerelek­tron­ik in der Heizung oder in der Raum­s­teuerung, in den elek­tro­n­is­chen Heizkör­per­ven­tilen, für den Innen- und/oder Außen­ther­mo­stat, die Umwälzpumpen..
Und das geht noch weit­er, denn es braucht viel mehr Strom, um Ihren Energi­eträger (Öl, Gas oder Holz) zu Ihnen nach Hause zu brin­gen! Häu­fig wird in diesem Zusam­men­hang von “grauer Energie” gesprochen. Sie steckt bere­its im Pro­dukt, bevor Sie dieses über­haupt benutzen.
Warum der Blick auf den Graus­trom? Nun, weil wir davon eine Menge sparen wer­den, wenn wir mit eAu­tos fahren. Oft hört man: Es gibt nicht genug Strom für Elek­troau­tos. Bei flüchtiger Betra­ch­tung logisch: Elek­troau­tos ver­brauchen im Schnitt zwis­chen 15 und 20 Kilo­wattstun­den (kWh) Strom pro 100 Kilo­me­ter (km). Dieses hochgerech­net auf ca. 12.500 km pro Jahr und mul­ti­pliziert mit ca. 41 Mil­lio­nen Fahrzeu­gen ergibt die Summe von fast 100 Mil­liar­den Kilo­wattstun­den Strom, die benötigt wer­den. Gehen da nicht bald alle Lichter aus, wenn Mil­lio­nen an Elek­troau­tos abends um 18 Uhr geladen wer­den? (Warum gehen eigentlich immer die Lichter aus und nicht die Ladestation?)
Strom­fressende Zusatzstoffe
Ver­mut­lich ver­schätzen wir uns mit dem Mehrbe­darf, denn auch ein Auto mit Ver­bren­nungsmo­tor braucht — neben riesi­gen Men­gen an Ben­zin oder Diesel — noch Schmieröl, AdBlue, Fil­ter, Brems­beläge und ab und an einen neuen Aus­puff, wenn der alte durchgerostet ist. Deut­lich mehr, als ein Strom-getriebenes Fahrzeug.
Beispiel Zusatzstoffe: AdBlue wird für die Abgas­nach­be­hand­lung von Diesel-Motoren benötigt. Der Harn­stoff darin wird aber nicht etwa in den Mil­lio­nen Toi­let­ten der Repub­lik gewon­nen, son­dern durch ein anspruchsvolles Her­stel­lungsver­fahren auf der Basis von Erdgas. Eine Tonne benötigt etwa 85 bis 160 kWh Strom. Nach der Ver­mis­chung mit reinem Wass­er muss das ent­stande­nen Pro­dukt dann (in Kun­st­stof­fkanis­ter, die auch pro­duziert wer­den müssen) abge­füllt, (zur Tankstelle) trans­portiert und verkauft wer­den (übri­gens auch im Online-Han­del, was weit­ere LKW-Fahrten verur­sacht). AdBlue-Tanksta­tio­nen für LKW, etwa ent­lang der Auto­bah­nen, wer­den per Trans­porter-LKW ver­sorgt, was für zusät­zlichen Treib­stof­fver­brauch sorgt.
Schmieröle wiederum wer­den noch heute über­wiegend auf Basis von Kohle erzeugt, auch andere Aus­gangsstoffe sowie Rohöl wer­den ver­wen­det. Auch das ist aufwendig, benötigt Energie und set­zt in Folge der chemis­chen Reak­tio­nen bei der Her­stel­lung auch viel Energie frei, die über­wiegend “weggekühlt” wird. Die ent­stande­nen Pro­duk­te müssen abge­füllt, gelagert, trans­portiert und verkauft wer­den. Nicht jed­er Schritt find­et im deutschen Strom­netz statt, doch ist alles Energie, die wir sparen können.
Der lange Weg vom Öl zum Benzin
Auch Ben­zin und Diesel fall­en wed­er vom Him­mel, noch wach­sen sie an der Tankstelle. Bei­des sind eben­falls hochin­dus­trielle Pro­duk­te, die erzeugt/produziert, ver­ar­beit­et, gelagert und trans­portiert und verkauft wer­den müssen.
Begin­nen wir unsere Betra­ch­tung rück­wärts, an der Tankstelle, denn hier begin­nt die Entste­hung der “grauen Energie”. Jede Tankstelle ist beleuchtet, die Zapf­säulen benöti­gen für ihren Betrieb Strom, die Pumpen auch (Ben­zin und Diesel fließen nicht alleine in den Tank), der Tankstel­len­shop ist beleuchtet und kli­ma­tisiert, im Shop sel­ber wird jede Menge Strom ver­braucht (vom Kaf­fee bis zur Eistruhe) und auch die Kasse bis hin zum EC-Ter­mi­nal benöti­gen Strom. Alles Strom, der nur zum Tanken gebraucht wird, nicht um zu fahren. Rund 200.000 kWh jährlich pro Tankstelle. Allein hier schieben sich schon knapp 0,1 kWh Graus­trom pro Liter auf die Energiebilanz.
Doch was ist vorher passiert?
Die fer­ti­gen Kraft­stoffe müssen trans­portiert wer­den, von der Raf­finer­ie zur Tankstelle. Dazu wer­den Pipelines, Tankzüge und Tan­klaster benötigt, von denen jeden Tag hun­derte, wenn nicht tausende deutsch­land- und europaweit unabläs­sig unter­wegs sind, um die flüs­si­gen Treib­stoffe im Land zu verteilen, von der Auto­bahn bis zur let­zten Dorf­tankstelle. Auch hier­für wird Energie und Strom benötigt: für den Betrieb des Lasters (von dessen Her­stel­lung, über den Treib­stof­fver­brauch bis zum Recy­cling nach seinem Lebensende), für den Trieb­wa­gen der Züge (teil­weise elek­trisch betrieben) bis zu den Pumpen. Alles benötigt Energie und Strom. Übri­gens: Beim Umstieg auf E‑Fahrzeuge kön­nen die Tankwa­gen ohne­hin her­aus­gerech­net werden.
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