Rede zur Lage der Nation auf dem 3. Swiss eSalon in der Mobilitätsakademie in Bern

Nation­al­rat Jürg Grossen mit BEM-Vize-Präsi­dent Chris­t­ian Heep
BEM-Vize-Präsi­dent Chris­t­ian Heep informiert über den Sta­tus Quo der Elek­tro­mo­bil­ität in Deutsch­land und disku­tiert gemein­sam mit dem ger­ade wiedergewählten grün­lib­eralen Nation­al­rat Jürg Grossen über Chan­cen und Her­aus­forderun­gen ein­er Neuen Mobil­ität auf Basis Erneuer­bar­er Energien in der Schweiz und in Deutsch­land — unter anderem auch in Bezug auf die VW-Krise.
Im Zuge der weit­eren Ver­tiefung der Koop­er­a­tion mit dem schweiz­er Ver­band kon­nte Heep im Vor­feld der Ver­anstal­tung zudem Dr. Jörg Beck­mann, Geschäfts­führer von Swiss eMo­bil­i­ty, im Namen des gesamten Vor­stands her­zlich als neu berufenes Mit­glied im Wis­senschaftlichen Beirat des BEM begrüssen.
⇢ Pro­fil von Dr. Jörg Beckmann
Poli­tis­che Ziele
Am 22.10.2015 fand der 3. eSa­lon zum The­ma „Ziele der Elek­tro­mo­bil­ität“ statt. Ein­führend wur­den von Krispin Romang Bedin­gun­gen und ins­beson­dere Kon­se­quen­zen aus der Fes­tle­gung von Zie­len im poli­tis­chen Kon­text aufgezeigt. Chris­t­ian Heep, Vize-Präsi­dent des Bun­desver­bands eMo­bil­ität und Her­aus­ge­ber des Branchen­blattes „Neue Mobil­ität“, referierte anschliessend zum Elek­tro­mo­bil­ität­sziel in Deutschland.
Die Bun­desregierung will bis 2020 eine Mil­lion Elek­tro­fahrzeuge auf die Strasse brin­gen, im Jahr 2030 sechs Mil­lio­nen. Diese Zielset­zung ist äusserst ambi­tion­iert und laut Heep wird dieses Ziel kaum erre­ich­bar sein, weil Deutsch­land als Auto­mo­bil­na­tion ein­er starken Autolob­by gegenüber­ste­ht, mit vie­len Befind­lichkeit­en, Ressen­ti­ments und auch einem gewis­sen Pro­tek­tion­is­mus. Überdies hat er den Ein­druck, dass die Regierung nicht wirk­lich gewil­lt ist, seine genan­nten Ziele zu erre­ichen. »Das ist in etwa so, wenn sie einen Besuch bei der lieben Ver­wandtschaft pla­nen, der Ter­min ste­ht. Also fahren Sie irgend­wann los, Stau ist einge­plant, Rast auch. Sie haben auch allen Bescheid gegeben, dass sie los­ge­fahren sind. Dann haben sie was zu Hause vergessen und drehen noch mal kurz um, ein wichtiges Mit­bringsel holen, Sie leg­en wegen der Wet­ter­lage eine kurze Rast ein, ausser­dem ist es schon spät und Sie über­nacht­en. Mor­gen ist ja auch noch ein Tag. Dann fahren Sie in grossem Bogen übers Land weit­er, hal­ten hier und da an, weil die Land­schaft so schön ist und pflück­en noch ein paar Blu­men. Das wird den Besuch noch schön­er machen und sie verkün­den das auch ganz stolz und bit­ten die Feier­lichkeit noch ein biss­chen zu ver­schieben, weil sie doch kurz noch mal zurück müssen. Sie schreiben dann eine Karte und denken sich, näch­stes Jahr oder übernäch­stes müssen Sie sich dann aber wirk­lich mal auf den Weg machen und geben auch gle­ich Bescheid.«
Trotz­dem wur­den auch dank der Zielset­zung in Deutsch­land ver­schiedene mark­t­fördernde Aspek­te aus­gelöst. Bis jet­zt hat Deutsch­land gut eine Mil­liarde Euro für Forschung und Entwick­lung der Elek­tro­mo­bil­ität investiert. eFahrzeuge wer­den bei Kfz- und Dienst­wa­gen­s­teuer begün­stigt. Und ein neues Elek­tro­mo­bil­itäts­ge­setz (EMOG 1) wurde ver­ab­schiedet, die beispiel­sweise Kom­munen befugt, kosten­freies Parken anzu­bi­eten und Park­plätze für eFahrzeuge zu reservieren, zum Beispiel vor Ladesäulen. Chris­t­ian Heep stellte sich anschliessend den Fra­gen des Moderators.
Eben­falls auf dem Podi­um befragt wurde als­dann Nation­al­rat Jürg Grossen, welch­er den Brück­en­schlag zu einem allfäl­li­gen Elek­tro­mo­bil­ität­sziel in der Schweiz erstellte. Durch die Neube­set­zung und den ver­schobe­nen Kräftev­er­hält­nisse der Parteien in der kom­menden Leg­is­laturpe­ri­ode dürfte es für umwelt­be­zo­gene The­men bedeu­tend schwieriger wer­den, Mehrheit­en im Par­la­ment zu find­en. Der Elek­tro­mo­bil­ität misst er den­noch Chan­cen zu, dass ein (quan­ti­ta­tives) Ziel geset­zt wer­den kann. Denn die Nen­nung und Fes­tle­gung eines Zieles ist wichtig: dieses motiviert, macht Erfolg erst mess­bar, löst ein Gefühl aus und schafft Pri­or­itäten. Überdies helfen klar definierte Ziele, sich zu entschei­den und deshalb ist es äusserst wichtig und notwendig, den Poli­tik­ern auf nationaler Ebene ein (mess­bares) Ziel in die Hand zu geben!

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