Nachhaltige Zukunft mit Wasserstoff

Im Zuge des steigen­den Anteils Erneuer­bar­er Energien im nationalen Energiemix find­et eine zunehmende Ver­schmelzung der Energiesys­teme mit den Anforderun­gen kün­ftiger Mobil­ität statt. Dies geschieht ein­er­seits durch den Betrieb ein­er steigen­den Anzahl rein bat­terieelek­trisch­er Fahrzeuge, per­spek­tivisch aber auch durch den Ein­satz von erneuer­barem Wasser­stoff in Brennstoffzellenfahrzeugen.
Bei­de For­men der Elek­tro­mo­bil­ität haben ihre jew­eili­gen Mark­t­seg­mente und ihre spez­i­fis­chen Stärken und Schwächen. Während bat­terieelek­trische Fahrzeuge mit sehr hohem Wirkungs­grad Strom spe­ich­ern und in die Trak­tion über­führen kön­nen, wer­den die lim­i­tierte Reich­weite und die lan­gen Aufladungszeit­en ein begren­zen­des Ele­ment bleiben. Brennstof­fzel­len­fahrzeuge haben Betankungszeit­en von weni­gen Minuten und Reich­weit­en, die mit kon­ven­tionellen Fahrzeu­gen ver­gle­ich­bar sind, jedoch muss der Wasser­stoff als Kraft­stoff erst erzeugt und über ein eigenes Tankstel­len­netz verteilt werden.
Wasser­stoff set­zt bei der Reak­tion mit Sauer­stoff in ein­er Brennstof­fzelle nutzbare Energie in Form von Strom und Wärme frei. Da Wasser­stoff in der Natur jedoch nicht in Rein­form vor­liegt, muss er unter Ein­satz von Energie aus seinen vielfälti­gen chemis­chen Verbindun­gen gewon­nen wer­den. Im Ide­al­fall wird jedoch Erneuer­bare Energie in Form von regen­er­a­tiv erzeugtem Strom für Elek­trol­y­sev­er­fahren ver­wen­det. Dieser Wasser­stoff wird in der Energiewirtschaft mit ihren zunehmenden Anteilen Erneuer­bar­er Energien kün­ftig eine entschei­dende Rolle spie­len. Dies resul­tiert aus sein­er Spe­icherbarkeit in hin­re­ichend großen Men­gen, aber auch aus dessen Nutzungsmöglichkeit­en sowohl in Brennstof­fzel­len­fahrzeu­gen als auch in der zen­tralen sowie dezen­tralen Strom- und Wärmev­er­sorgung. Die Elek­trol­y­setech­nolo­gie hat bere­its die tech­nis­che Reife, um als regel­bare Last im Strom­netz in allen rel­e­van­ten Leis­tungsklassen bis in den MW-Maßstab einen wichti­gen Beitrag zur Sta­bil­isierung der Net­ze der Zukun­ft zu leisten.
Energiespe­ich­er und Netzstabilisierung
Im Dezem­ber 2011 hat sich die Ini­tia­tive »per­form­ing ener­gy — Bünd­nis für Wind­wasser­stoff« gebildet. Sie beste­ht aus namhaften Vertretern der Indus­trie, der Wis­senschaft sowie Organ­i­sa­tio­nen aus dem Bere­ich Umwelt- und Tech­nolo­gieförderung und hat zum Ziel, mit ein­er Rei­he ver­schieden­er Pilotvorhaben die Voraus­set­zun­gen für eine wirtschaftliche Inte­gra­tion von Spe­icher­lö­sun­gen basierend auf Wasser­stoff in der Energiewirtschaft zu entwickeln.
Das gemein­same Leit­mo­tiv für dieses Vorhaben ist, dass Wasser­stoff ein uni­verseller Energi­eträger ist, der voll­ständig regen­er­a­tiv erzeugt und emis­sions­frei in den ver­schiede­nen Anwen­dun­gen in Strom und Wärme umge­wan­delt wer­den kann. Er kann sowohl in großen Men­gen ins Erdgas­netz einge­speist oder gar in Salzkav­er­nen saison­al gespe­ichert wer­den, als auch in ein­er Rei­he von Endan­wen­dun­gen wie beispiel­sweise in Gaskraftwerken sowie dezen­tralen Kraft-Wärme-Kop­plungsan­la­gen zur Aus­regelung der fluk­tu­ieren­den Erneuer­baren Energien den gewohn­ten Energie­di­en­stleis­tun­gen rück­ge­führt werden.
Elek­tro­mo­bil­ität
Die Elek­tri­fizierung des Indi­vid­u­alverkehrs stellt eine wesentliche Voraus­set­zung für die Entwick­lung ein­er emis­sions­freien und nach­halti­gen Mobil­ität dar. Dabei spie­len sowohl über Lithi­um-Ionen Bat­te­rien elek­trisch angetriebene Fahrzeuge eine Rolle, als auch mit Wasser­stoff betank­te Brennstof­fzel­len­fahrzeuge. Auf­grund der höheren Spe­icherdichte und schnelleren Betankung eines Wasser­stoff­tanks gegenüber ein­er Bat­terie zeich­nen sich hier Vorteile eines Brennstof­fzel­lenantriebs gegenüber dem reinen Bat­terieantrieb ab. Bei ein­er Betankungszeit von 3 Minuten erzielt ein Brennstof­fzel­len­fahrzeug derzeit eine Reich­weite von über 400 bis 600 km.
Allerd­ings erfordert die Mark­te­in­führung von Brennstof­fzel­len­fahrzeu­gen — erste Serien­fahrzeuge sind für 2014 angekündigt — den Auf­bau ein­er Wasser­stoff-Infra­struk­tur mit einem flächen­deck­enden Tankstellennetz.
Das Fraun­hofer ISE hat im März 2012 in Freiburg eine öffentliche, solare Wasser­stoff­tankstelle in Betrieb genom­men, in der Wasser­stoff durch Elek­trol­yse mit der fortschrit­tlichen Mem­bran­tech­nolo­gie erzeugt wird. Der Strom wird im Jahresmit­tel durch eine eigene Pho­to­voltaik-Anlage bere­it­gestellt. Die Tankstelle erlaubt die Betankung von Pkw mit 700 bar Druck­gasspe­ich­ern, aber auch von Bussen mit 350 bar Spe­icher­druck sowie Wech­selka­r­tuschen mit 200 bar. Die Tankstelle selb­st wurde vom Land Baden-Würt­tem­berg gefördert, der Betrieb durch die Nationale Organ­i­sa­tion Wasser­stoff- und Brennstof­fzel­len­tech­nolo­gie NOW. Mit dem Elek­trol­y­seur aus der solaren Wasser­stoff­tankstelle unter­suchen wir in Pro­jek­ten den Ein­satz der Elek­trol­yse im so genan­nten Demand-Side-Man­age­ment, also der geziel­ten Steuerung zur Sta­bil­isierung des elek­trischen Net­zes. Neben solchen sys­temtech­nis­chen Fragestel­lun­gen beschäftigt sich das Insti­tut auch mit der Entwick­lung von Mem­bran-Elek­trol­y­seuren im Leis­tungs­bere­ich bis MW-Anwen­dun­gen, welche sich beson­ders zur Inte­gra­tion im Netz als regel­bare Last für fluk­tu­ierende Erneuer­bare Energien eignen.
Dr. Christo­pher Hebling
Bere­ich­sleit­er Energietechnik
Fraun­hofer-Insti­tut für Solare Energiesys­teme ISE
www.ise.fraunhofer.de/de

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