Dezentrale Wasserstoffproduktion

Kostengün­stiger Wasser­stoff, dezen­tral pro­duziert aus erneuer­barem Bio­gas, hat das Poten­zial einen bedeu­ten­den Beitrag für die saubere Mobil­ität zu liefern. Die Reduk­tion der kli­marel­e­van­ten Emis­sio­nen ver­bun­den mit der Nutzung von Wasser­stoff als Kraft­stoff in der Elek­tro­mo­bil­ität wird vor­wiegend durch den Primären­ergi­eträger und das Pro­duk­tionsver­fahren festgelegt.
Der über­wiegende Anteil der gegen­wär­ti­gen Wasser­stoff­pro­duk­tion ent­fällt auf die Dampfre­formierung von fos­silen Energi­eträgern, wie Erdgas oder Kohle, und find­et vor allem in indus­triellen Großan­la­gen, mit ein­er Kapaz­ität von ca. 100.000 m³ Wasser­stoff pro Stunde, statt. Dies entspricht 300 MW Wasser­stoff bezo­gen auf den Heizw­ert, wom­it diese Pro­duk­tion­san­la­gen aus­re­ichend wären, um mehrere hun­dert Wasser­stoff­tankstellen kostengün­stig mit Wasser­stoff zu ver­sor­gen. Neben den damit ver­bun­de­nen kli­marel­e­van­ten Emis­sio­nen bei der Pro­duk­tion, ist auch der Trans­port von Wasser­stoff zur Tankstelle, auf­grund der niedri­gen vol­umetrischen Energiedichte des Wasser­stoffes, nur aufwendig durch Kom­prim­ierung oder Ver­flüs­si­gung realisierbar.
Die dezen­trale Pro­duk­tion von erneuer­barem Wasser­stoff aus Bio­gas, in kleinen Ein­heit­en im Kilo­watt-Bere­ich direkt beim End­ver­brauch­er, eröffnet eine umwelt­fre­undliche Alter­na­tive zur kon­ven­tionellen Wasserstoffproduktion.
In der Zusam­menset­zung unter­schei­det sich Bio­gas, abge­se­hen von eini­gen Verun­reini­gun­gen, nur durch den höheren Kohlen­diox­i­dan­teil von Erdgas. Daher kön­nen Tech­nolo­gien, welche zur Reformierung von Erdgas entwick­elt wur­den, ver­hält­nis­mäßig ein­fach auch für Bio­gas adap­tiert wer­den. Für die Umwand­lung von Bio­gas in Bio­methan und die Ein­speisung in das Erdgas­netz, ist die Erhöhung des Methanan­teils von 50% auf über 95% durch Abtren­nung des Kohlen­diox­ids erforder­lich. Bei der Her­stel­lung von Wasser­stoff aus Bio­gas kann auf diesen Prozesss­chritt verzichtet wer­den, da das im Bio­gas vorhan­dene Kohlen­diox­id eben­falls zur Reformierung ver­wen­det wer­den kann.
In Öster­re­ich wird von einem real­isier­baren jährlichen tech­nis­chen Poten­zial an Bio­gas von 9,5 PJ aus­ge­gan­gen (Neubarth, 2000). Würde das gesamte Bio­gas mit einem Wirkungs­grad von 80% zu Wasser­stoff reformiert und in Folge in Brennstof­fzellen-Fahrzeu­gen mit einem Ver­brauch von 30 kWh Wasser­stoff pro 100 Kilo­me­tern umge­set­zt, kön­nten damit ca. 700.000 Fahrzeuge jährlich 10.000 km fahren bzw. kön­nten 10% des Pri­vatverkehrs mit erneuer­barem Wasser­stoff aus Bio­gas abgedeckt werden.
Die gegen­wär­tig sehr geringe Anzahl an Kun­den mit Wasser­stoff­be­darf ver­hin­dert den Auf­bau der Wasser­stoff-Infra­struk­tur. Umgekehrt ist eben das Fehlen dieser Infra­struk­tur ein wesentlich­es Hemm­nis für die Ein­führung dieser emis­sions­freien Tech­nolo­gien. Die dezen­trale Struk­tur der Bio­gaserzeu­gung und die kurzen Trans­portwege des dezen­tral hergestell­ten Wasser­stoffs erle­ichtern den kon­tinuier­lichen Auf­bau der flächen­deck­enden Wasser­stof­fver­sorgung und senken damit die Ein­tritts­bar­riere zur Wasser­stoffin­fra­struk­tur deutlich.
Assoc. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Vik­tor Hacker
Insti­tut für Chemis­che Ver­fahren­stech­nik und Umwelttechnik
Tech­nis­che Uni­ver­sität Graz
www.icvt.tugraz.at

Nach oben