Macht uns die eMobilität platt?

15. Feb­ru­ar 2019 / Artikel erschienen in der Schwäbis­chen Zeitung / ⇢ www.schwaebische.de
»Die Elek­tro­mo­bil­ität wird kom­men. Die Frage ist nicht ob, son­dern wie schnell.« So hat Markus Emmert, Wis­senschaftlich­er Beirat vom Bun­desver­band eMo­bil­ität, seinen ras­an­ten Vor­trag zum The­ma Elek­tro­mo­bil­ität im Audi­to­ri­um der ⇢ Volks­bank Laichinger Alb eröffnet — passend zum Jahres­the­ma der VHS, die ein­lud und die sich im neuen Semes­ter ver­stärkt mit dem Kli­mawan­del beschäftigt. Dass die Zeit reif sei für einen Wan­del, leit­ete Emmert aus der Evo­lu­tion­s­geschichte ab. »Wir durch­leben ger­ade einen Energiewan­del und einen Dig­i­tal­isierungswan­del. Da tut sich auch bei uns Men­schen etwas.«
Anhand von Chi­na zeigte Emmert die unglaubliche Dimen­sion der eMo­bil­ität auf. »Da wur­den im ver­gan­genen Jahr 777 000 Elek­troau­tos zuge­lassen. Die haben in Chi­na eine ganz andere Denkweise als bei uns.« Her­steller, die auf dem chi­ne­sis­chen Markt Autos verkaufen wollen, müssten einen Gewinn von zehn Prozent im Elek­troseg­ment nach­weisen — anson­sten ver­lören sie ihre Lizenz. Auch Immo­bilien müssen zwin­gend für Elek­tro­fahrzeuge vor­bere­it­et sein, für Bewohn­er und Mitar­beit­er müssten Park­plätze mit Lademöglichkeit vorhan­den sein.
Angesichts der reinen Anzahl poten­tieller Autokäufer sei Chi­na ein gigan­tis­ch­er Markt, auf dem aber auch die deutschen Betriebe noch genü­gend Chan­cen hät­ten, so Emmert. »Denn Chi­na braucht unser Knowhow. Was in Chi­na passiert, ist auf unserem Mist gewach­sen«, so der Experte, der in diesem Fall auf den Tran­srapid abhob. Er machte auch Mut: »Wir haben in Chi­na zum Glück nichts ver­passt, weil die Chi­ne­sen viel aufar­beit­en müssen und kaum Inter­esse am deutschen Markt haben, da dieser sich nicht lohnt.«
Aber: Für den deutschen Auto­mo­bil­ex­port nach Chi­na oder Indi­en werde es gefährlich. Chi­na sein ein ern­stzunehmender Auto­bauer, der in Bälde eine umfan­gre­iche Mod­ell­palette an eAu­tos — vom Klein­wa­gen über die Fam­i­lienkutsche, den SUV bis zur gehobe­nen Luxu­sklasse — auf den Markt brin­gen werde, oder dies schon hat. Als Beispiel nan­nte Markus Emmert den NIO ES8 und den Byton. »Den NIO gibt es mit All­rad und 480 KW, das entspricht 650 Elek­tro-PS und rund 1000 Benzin-PS.«
Elek­tro­mo­bil­ität neu denken
Die Chi­ne­sen denken die Elek­tro­mo­bil­ität neu. Da werde nicht nur das Fahrzeug verkauft, son­dern der gesamte Ser­vice. Mit ein­er ein­ma­li­gen Zahlung seien Ver­schleißteile, Kun­den­di­enst, Ver­sicherung, Steuer, Zulas­sung und alles Weit­ere erledigt. Auch in den USA gehe es in diese Rich­tung. Am Beispiel von Tes­la zeigte Emmert auf, dass Kun­den ein Lifestylepro­dukt haben möcht­en, weg vom klas­sis­chen Auto, welch­es Lärm machen muss. »Mit V8-Motor komm’ ich nicht an. Sie haben es drauf, auf sexy Art und Weise ein Pro­dukt auf dem deutschen Markt zu platzieren.«
Auch Emmert sieht das indi­vidu­elle Auto als Aus­lauf­mod­ell an, vor allem in Megastädten. »Auch da sind neue Ideen da. Seil­bah­nen zum Beispiel.« In Ingol­stadt beschäftige man sich seit Jahren mit dem The­ma. Das eBike habe eben­falls einen Wan­del von der besseren Gehhil­fe zum coolen Lifestylepro­dukt vol­l­zo­gen. »eMo­bil­ität kann sich sehr wohl durch­set­zen.« Auf dem Plan für die Zukun­ft ste­he die Elek­tri­fizierung sämtlich­er Fort­be­we­gungsmit­tel bis hin zum selb­st­fahren­den Anhänger, dem Con­tain­er­schiff und dem Luftverkehr.
Aufzuar­beit­en gebe es aber noch einiges. Die Entwick­lung und Zellfer­ti­gung für Bat­te­rien müsse vor­ange­bracht wer­den, eben­so die Voraus­set­zun­gen für das autonome Fahren mit Kün­stlich­er Intel­li­genz (KI). Die Lade­in­fra­struk­tur gelte es zu opti­mieren, Emmert sieht Elek­tro­fahrzeuge auch als riesi­gen mobilen Strom­spe­ich­er. Und plädiert für ein Umdenken; gegen Alle­ingänge, für Koop­er­a­tio­nen. Neue Mobil­ität bedeute nicht nur neue Tech­nik, son­dern bein­halte eine Verhaltensänderung.
Und der Ver­brauch­er solle verin­ner­lichen, dass eine Umstel­lung keinen Verzicht bedeute, son­dern: mehr Leben­squal­ität. In Zukun­ft könne man sich sog­ar mit seinem Auto unter­hal­ten, dank Kün­stlich­er Intelligenz.
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