Ein Kommentar zu Wissings Veto

09.03.2023 / Kolumne / Kom­men­tar von Chris­t­ian Heep

Die Bestä­ti­gung Deutsch­lands zum EU-Beschluss des Pkw-Neuzu­las­sungsver­botes ab 2035 galt eigentlich als For­malie. Bun­desverkehrsmin­is­ter Wiss­ing macht nun durch sein Veto deut­lich, dass er nicht wirk­lich an eine saubere und nach­haltige Elek­tro­mo­bil­ität glaubt. Es ist auch ein Eingeständ­nis, dass man die Mobil­itätswende nicht ern­sthaft unter­stützt, wie es notwendig wäre, um die vere­in­barten Umwelt- und Kli­maziele zu erre­ichen. Stattdessen wird die notwendi­ge Trans­for­ma­tion hin­aus­gezögert, die drin­gend nötig ist, um die Zukun­ft der Neuen Mobil­ität nach­haltig zu gestalten.

Die Entschei­dun­gen der EU und der Bun­desregierung müssen vor allem auf lange Sicht getrof­fen wer­den. Es darf nicht passieren, dass Ein­flüsse aus der fos­silen Indus­trie unsere Zukun­ft bes­tim­men. Wir brauchen eine klare Rich­tung und eine kon­sis­tente, ver­lässliche Poli­tik, die den Über­gang zu ein­er emis­sions­freien Mobil­ität voranbringt.

Nun bleibt zu befürcht­en, dass der Bun­desverkehrsmin­is­ter durch sein Ver­hal­ten den eMo­bil­itäts­markt in Deutsch­land schwächt. Dies würde ein­mal mehr das Image des Lan­des als Tech­nolo­gieführer schädi­gen und Deutsch­land als unzu­ver­läs­si­gen Ver­hand­lungspart­ner darstellen. Eine solche Entschei­dung kön­nte auch ein schlecht­es Beispiel für andere Län­der sein, die sich für eine umwelt­fre­undliche Mobil­ität ein­set­zen. Man darf einen Skan­dal attestieren, wenn der Min­is­ter eine ein­seit­ige Klien­telpoli­tik betreibt, die nicht im Inter­esse des Kli­maschutzes und der Energiewende ist.

eFu­els dür­fen nur über­gangsweise und möglichst nur für den verbleiben­den Bestand einge­set­zt wer­den und nicht als Dauer­lö­sung gese­hen wer­den, da sie grund­sät­zlich nicht per se sauber und umwelt­fre­undlich sind. Denn auch der Primären­ergie­ver­brauch, dessen Senkung eben­falls zu den europäis­chen Kli­maschutzzie­len gehört, die Energieef­fizienz sowie die generellen Energiebe­darfe müssen in den Blick genom­men wer­den. Zudem sollte es nicht nur um die Auto­mo­bilin­dus­trie gehen, son­dern es muss auch an die Fol­gen für den Wirtschafts­stan­dort ins­ge­samt gedacht wer­den. Arbeit­splätze und Wertschöp­fung soll­ten langfristig erhal­ten und gesichert wer­den, damit auch die Zukun­fts­fähigkeit des Lan­des gewährleis­tet ist. Dieser Zulas­sungsstopp muss daher als ein wichtiger Meilen­stein der Mobil­itätswende und des Kli­maschutzes betra­chtet wer­den und darf nicht ver­hin­dert wer­den. Er stellt sich­er, dass die Autoin­dus­trie sich auf die Entwick­lung und Pro­duk­tion von Elek­tro­fahrzeu­gen konzen­tri­ert und nicht weit­er­hin in die Ver­bren­nung­stech­nolo­gie investiert.

Daher ist wichtig, dass die Bun­desregierung und ins­beson­dere Min­is­ter Wiss­ing die Beschlüsse und Vere­in­barun­gen der EU umset­zen, die zur Förderung der eMo­bil­ität erforder­lich sind. Es muss von der Poli­tik ein deut­lich­es Beken­nt­nis zur Elek­tro­mo­bil­ität abgegeben wer­den. Wir müssen uns für einen nach­halti­gen, sauberen und inno­v­a­tiv­en Mobil­itäts­markt ein­set­zen, der den Kli­maschutzzie­len entspricht. Dazu gehört auch, dass die Auto­mo­bilin­dus­trie neue Tech­nolo­gien schneller ein­führt und die Verkehrsträger inte­gri­ert. Nur so kön­nen wir in Deutsch­land den Über­gang zu ein­er emis­sions­freien Neuen Mobil­ität erre­ichen und gle­ichzeit­ig einen Beitrag zu einem nach­halti­gen Wirtschafts­stan­dort leis­ten. Der Neu-Zulas­sungsstopp für Ver­bren­ner ist ein wichtiger Teil dieses Weges, der im Übri­gen bere­its im Okto­ber 2022 zwis­chen dem EU-Par­la­ment und den Mit­glied­slän­dern vere­in­bart wor­den ist. Es ist uner­lässlich, dass der Bun­desverkehrsmin­is­ter seine destruk­tive Hal­tung ändert und die notwendi­gen Verän­derun­gen — auch in seinen anderen Ver­ant­wor­tungs­bere­ichen — endlich vorantreibt.


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