Die Zukunft im Spiegel..

Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer ist der nach­haltig­ste im ganzen Land..? Ein Mot­to, das bun­des- und europaweit zu Höch­stleis­tun­gen ans­pornen kön­nte, wollte man es denn wirklich.
Was man dabei, neben der Tat­sache Gutes zu tun, Kli­ma- und Umweltschutzpo­ten­tiale voll auszuschöpfen, Ressourcenscho­nung und Ver­min­derung von zumeist poli­tis­chen Abhängigkeit­en und weit­eren »Vorteilen« alles erre­ichen kann, ist vie­len bere­its klar. Und es wird von diesen, die ver­standen haben, warum diese Maß­nah­men für uns alle so wichtig sind, auch bere­its ange­gan­gen. Die tech­nol­o­gis­chen Voraus­set­zun­gen sind auch schon vorhan­den und es bleibt die Frage, warum dann dieser Prozess nicht so richtig anlaufen will. Wir fra­gen uns, welche Mech­a­nis­men und Gegen­mo­ti­va­tio­nen wohl dafür ver­ant­wortlich sind, dass wir zukün­ftige Gen­er­a­tio­nen so maß­los um ihre Ressourcen und ihre Lebens­grund­lage betrü­gen. Beispiel­haft sei dafür das Hin und Her der Atom­poli­tik genan­nt oder auch, in unserem speziellen Fokus, die jahrzehn­te­lange Verzögerun­gen bei der Ein­führung der Elektromobilität.
Am Ende dieser Ver­ket­tung ste­hen für viele die Machen­schaften von Großkonz­er­nen, Energiev­er­sorg­ern, den Ölin­ter­essen und über­haupt der Inter­essen­vertre­tung einiger weniger, aber dabei sehr ein­flussre­ich­er Gesellschaften, die es sehr gut ver­ste­hen ihre zumeist macht- und gewin­nori­en­tierten Inter­essen ent­ge­gen unserem Nach­haltigkeit­skon­test zu vertei­di­gen. Die damit ver­bun­dene Hand­lung­sun­fähigkeit der Poli­tik, also der vielfältige Bezug zu diesem Macht- und Ein­flusskon­glom­er­at, fes­tigt dieses zutief­st tradierte Sys­tem dann zusätzlich.
Diese Stammtis­chweisheit ist aber wohl nur die halbe Wahrheit. Meist sind nur einige wenige Köpfe wirk­lich notwendig, um solch weitre­ichende Verän­derung­sprozesse anzus­toßen. Unsere demokratis­che Ord­nung bietet die Vorzüge ein­er freien Mei­n­ungsäußerung und der Grundgedanke ist eine Mitbes­tim­mung durch das Volk. Das hat zumin­d­est bere­its heute erkennbar zu eini­gen Verän­derun­gen im Denken und Han­deln, in der Energiepoli­tik und vie­len anderen Lebens­bere­ichen geführt.
Wäre allerd­ings beispiel­sweise die Energierev­o­lu­tion von den führen­den Köpfen der Energiev­er­sorg­er aus­ge­gan­gen, wären wir schon viel weit­er. Genau darin liegt das Prob­lem. Diejeni­gen, die in der Lage wären, auf­grund ihrer poli­tis­chen Stel­lung, ihrer Macht und ihrem Ein­fluss in ihren jew­eili­gen Gefü­gen, sich an die Spitze solch­er Sys­temwech­sel zu stellen, sind gle­ichzeit­ig in ihren poli­tis­chen und wirtschaftlichen Abhängigkeit­en gefan­gen und haben zumeist auch einen aus­geprägten Selb­ster­hal­tungstrieb. Hier fehlt in einem außergewöhn­lich hohen Maße die Erken­nt­nis ein­er Syn­ergie aus Vor­re­i­t­er­denken, Nach­haltigkeit und gle­ichzeit­igem Erhalt von Wertschöp­fung und Wohl­stand. Aber es ist immer schw­er eine funk­tion­ierende Sys­temik wider besseren Wis­sens zu ver­lassen. Es ist zumeist ein­fach­er diese Maß­nah­men noch ein wenig aufzuschieben.
Argu­men­ta­tiv lassen sich dafür beliebig viele Wahrheit­en find­en, um den eige­nen Stand­punkt und den Respekt vor dem Spiegel sein­er selb­st zu bewahren. So find­en wir dann auch genau diesen Per­so­n­enkreis immer wieder in den Medi­en mit Mel­dun­gen zu ihrem über­aus nach­halti­gen Engage­ment. Viele lassen sich davon beein­druck­en und glauben den Argu­men­ta­tions­ket­ten dieser tradierten Autokraten.
Es zeigt dem aufmerk­samen Beobachter im übri­gen sehr deut­lich, dass das Wis­sen um die Notwendigkeit dieser Verän­derun­gen zumeist vol­lum­fänglich vorhan­den ist. Ihr Engage­ment ver­liert sich allerd­ings sehr schnell. Lediglich eine öffentliche Erwartung­shal­tung wird befriedigt und eine Schein­au­ra nach­halti­gen Han­delns wird kün­stlich erzeugt; flankiert von eini­gen weni­gen kleinen Schrit­ten in die richtige Rich­tung. So fällt eine Anklage dann auch schw­er, brüsten sich diese Unternehmen doch mit ihren guten Taten.
Unsere Bun­deskan­z­lerin wäre beispiel­sweise in der Lage und in der Posi­tion ihren elek­tro­mo­bilen Ambi­tio­nen außergewöhn­lichen Nach­druck zu ver­lei­hen. Warum aber macht sie es nicht..? Gern sind wir vom Bun­desver­band eMo­bil­ität bere­it und fähig, gemein­sam mit unseren Mit­gliedern ein umset­zungs­fähiges, real­is­tis­ches und nach­haltiges Konzept vorzule­gen, dass uns in eine Posi­tion bringt, die gesteck­ten Ziele der Bun­desregierung auch zu erre­ichen, Leit­markt und Lei­tan­bi­eter zu wer­den, Wertschöp­fung, Arbeit­splätze und Wohl­stand zu sich­ern und ein sicht­bares inter­na­tionales Zeichen zu set­zen, dass wir uns im Bere­ich Elek­tro­mo­bil­ität an die Spitze der Entwick­lung stellen.
Aber das ist ja bere­its alles ini­ti­iert. Die Nationale Plat­tform arbeit­et daran mit Hochdruck. Die deutschen Auto­mo­bil­her­steller kom­men jet­zt alle irgend­wann ganz stark auf den Markt. Wer sitzt nochmal alles in dem Gremi­um..? Der Per­so­n­enkreis, den ich zuvor beschrieben habe..?
Sehr geehrte Frau Bun­deskan­z­lerin. Ich schlage hier­mit vor, die Stimme vom Bun­desver­band eMo­bil­ität in diesem Kreis zu inte­gri­eren und einen ständi­gen Vertreter aus unseren Rei­hen zu berufen. Das ist zum Beispiel eine Ihrer Möglichkeit­en Ihren Worten Tat­en fol­gen zu lassen.
In diesem Sinne freue ich mich auf ein weit­eres Jahr elek­tro­mo­bil­er Zukun­ft und wün­sche viel Spaß mit unserem Fach­magazin und natür­lich im Spiegel Ihres Lebens..
Edi­to­r­i­al von Chris­t­ian Heep, Vor­stand Mar­ket­ing im Bun­desver­band eMo­bil­ität und Chefredak­teur der NEUEN MOBILITÄT / Aus­gabe 06 / Jan­u­ar 2012

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