Bundesverband eMobilität fordert Zuschüsse für 250.000 eFahrzeuge

Der Bun­desver­band eMo­bil­ität fordert Zuschüsse für 250.000 eFahrzeuge
Die Bun­desregierung möchte, dass bis 2020 eine Mil­lion Elek­troau­tos auf Deutsch­lands Straßen fahren. Wie das Ziel zu erre­ichen ist und die Akzep­tanz für eMo­bil­ität gestärkt wer­den kann, darüber sprach Tong-Jin Smith mit dem Vor­stand des Bun­desver­bands eMo­bil­ität e.V. (Berlin).
Eine Studie vom Herb­st 2009 hat ergeben, dass 85 Prozent der Befragten sich vorstellen kön­nen, sich beim näch­sten Autokauf für ein reines Elek­tro­fahrzeug zu entschei­den. Wann löst das eAu­to also endlich herkömm­liche Fahrzeuge ab?
Den genauen Ter­min kann kein­er angeben. Aber wir beobacht­en, dass die Ten­denz dahin steigt und sich kün­ftig auch mit mehr Vehe­menz durch­set­zen wird.
Denn auch wenn die anfänglichen Anschaf­fungskosten für ein eAu­to momen­tan vielle­icht noch rel­a­tiv hoch sind, sind die Betriebs- und Wartungskosten sehr ger­ing. Schon allein, weil ein eAu­to mit seinem Motor bei der Brem­sung unter­stützend wirkt, sind die Brem­swech­selin­ter­valle bei einem eAu­to geringer als bei einem kon­ven­tionellen Auto. Auch hat ein eAu­to kein Getriebe und keine Zünd­kerzen, die gewartet wer­den müssen, und es benötigt auch keine Ölwech­sel. Das spart Kosten. Oben­drein kosten 100 gefahrene Kilo­me­ter bei einem eAu­to zwis­chen 2,50 Euro und 3 Euro. Das schafft kein anderes Auto. Wenn man außer­dem bedenkt, dass ein eAu­to einen Wirkungs­grad von 90 bis 95 Prozent erzielt, wohinge­gen der Wirkungs­grad eines Diesels bei etwa 35 Prozent liegt und der eines Ben­zin­ers zwis­chen 25 und 30 Prozent, dann spricht das auch wieder für das eAu­to. Ins­beson­dere dann, wenn man sich bewusst macht, dass die Angaben der Auto­her­steller nur unter Ide­albe­din­gun­gen zus­tande kom­men. Aber wann fährt man schon im All­t­ag im opti­malen Bere­ich? Wenn ein Her­steller also angibt, dass ein Auto einen CO2-Ausstoß von 120 Gramm hat, dann muss man das mit Vor­sicht genießen. In Wahrheit liegt der Wert darüber.
Dage­gen erzeugt ein mit Ökostrom angetriebenes eAu­to wirk­lich null Emis­sio­nen, es sind also ehrliche 0 Gramm CO2. Da kann der Fahrer auch fahren wie er will, sog­ar Voll­gas – oder bess­er gesagt Voll­strom. Das ist vol­lkom­men egal, denn das eAu­to hin­ter­lässt keine Ruß­par­tikel oder CO2-Ausstöße. Ger­ade in der Stadt wer­den also die Men­schen nicht belastet, vor allem die Kinder nicht.
Momen­tan stre­it­et man sich, ob Kau­fan­reize für eAu­tos sin­nvoll sind oder nicht. Audi-Chef Rupert Stadler ist dage­gen, Smart-Chefin Annette Win­kler dafür. Bun­desverkehrsmin­is­ter Peter Ram­sauer meint, dass Son­der­park­plätze und ‑fahrspuren und die Befreiung von der KfZ-Steuer Anreiz genug sein soll­ten. Wie sehen Sie das? Wie sähe eine sin­nvolle Förderung aus?
Wir müssen uns mit Europa homogenisieren. In Frankre­ich gibt es für den Käufer Zuschüsse in Höhe von 5.000 Euro, auch in Däne­mark fordert man Steuer­erle­ichterun­gen. In Deutsch­land soll­ten eben­falls die Käufer finanziell unter­stützt wer­den und nicht pauschal die Her­steller. Unser Vorschlag lautet daher, dass der Staat für die ersten 250.000 Elek­tro­fahrzeuge den Kauf mit je 5.000 Euro für den Her­steller und für den Käufer fördert. Damit kann man auch Druck auf die deutschen Auto­her­steller ausüben, sich stärk­er in diesem Bere­ich zu engagieren. Denn Erfahrungswerte kön­nen nur gesam­melt wer­den, wenn wir mehr Autos auf die Straße brin­gen. Wir reden ja erst seit knapp einem Jahr aktiv über eAu­tos. Der i‑Miev von Mit­subishi kommt dieser Tage auf den Markt. Dem­nächst ist dann auch der i‑On von Peu­geot zu haben und im Laufe des Jahres noch der Ampera von Opel und der Nis­san Leaf. Den eSmart gibt es momen­tan dage­gen nur zum Testen. Für die näch­ste Phase muss es also das vor­rangige Ziel sein, eMo­bil­ität in der Masse umzuset­zen. Und dafür müssen die Käufer unter­stützt werden.
Oft wird moniert, dass eAu­tos noch nicht langstreck­en­tauglich sind und dass das Laden zu lange dauert. Wie sieht es denn aus mit der notwendi­gen Infra­struk­tur und den all­ge­meinen Rah­menbe­din­gun­gen, wie TÜV, Ver­sicherun­gen oder Werkstätten?
Eigentlich war nach den ersten Tests alles klar. Die meis­ten fahren primär eine Wegstrecke, näm­lich von zu Hause zur Arbeit und zurück. 85 Prozent aller Streck­en liegen somit unter 50 Kilo­me­tern. An den Arbeitsstellen, wo es sowieso schon Parkan­la­gen gibt, kann man rel­a­tiv unkom­pliziert Ladesta­tio­nen erricht­en. Dabei muss es nicht unbe­d­ingt Stark­strom sein, denn bei den kurzen Fahrstreck­en und lan­gen Ladezeit­en von sieben bis acht Stun­den reicht Nor­mal­strom meis­tens aus, um wieder bis nach Hause fahren zu kön­nen. Elek­tro­mo­bil­ität lohnt sich jet­zt schon vor allem in Bal­lungsräu­men und Metropolen. Wir brauchen noch keine riesige Infra­struk­tur mit eTankstellen auf Auto­bah­nen oder Land­straßen. Die Investi­tio­nen sind überschaubar.
Und was die Leis­tungsstärke der Bat­te­rien bet­rifft, kann man sich zum Ver­gle­ich die eBikes anse­hen, also die kleine Form der eMo­bil­ität. Hier hat sich die Leis­tungs­fähigkeit der Bat­te­rien inner­halb nur eines Jahres um 80 Prozent gesteigert, ohne dass sie dadurch teur­er gewor­den sind. Beim eAu­to ist das auch möglich. Lassen Sie mal fünf oder sechs Jahre ins Land gehen, auch hier wer­den Leis­tungs­fähigkeit und Reich­weite gesteigert werden.
Bei den Werk­stät­ten tut sich auch schon einiges. Es gibt auch mit­tler­weile viele Koop­er­a­tio­nen zwis­chen Zulief­er­ern, Her­stellern und etwa dem ADAC. TÜV Süd und TÜV Nor­drhein-West­falen entwick­eln seit Ende 2010 Prüf­sys­teme und die meis­ten Ver­sicherun­gen haben sich auch schon mit Ein­stu­fun­gen auf eAu­tos eingestellt.
Berlin möchte ja Vor­re­it­er in Sachen E‑Mobility sein. Seit fünf Wochen gibt es hier nun die Agen­tur für Elek­tro­mo­bil­ität eMo. Wie schätzen Sie deren Stel­len­wert ein?
Das ist alles noch ganz frisch. Aber sie leis­ten bish­er gute Arbeit. Vor allem brin­gen sie alle Akteure zusam­men. Das ist ein wichtiger Schritt, um mehr eAu­tos auf die Straße zu bringen.
Quelle: Pots­damer Neueste Nachrichten

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