Nachtrag »Das Elektroauto und die Zulieferindustrie — Herausforderungen und Chancen«

13. März 2018 / Fach­di­a­log des ACOD / Pho­to: Jan Reichert / ACOD
Das Auto­mo­tive Clus­ter Ost­deutsch­land (ACOD) ver­anstal­tete zusam­men mit dem Bun­desver­band eMo­bil­ität (BEM) und mit der Unter­stützung der Strate­gieW­erk­statt Sach­sen — “Indus­trie der Zukun­ft” den Kongress, bei dem bewusst der Aus­tausch von Ref­er­enten mit den Zulief­er­ern im Vorder­grund stand.
Fast täglich liest man von neuen Prog­nosen über eine Vervielfachung der Nach­frage beson­ders in Asien, von poli­tis­chen Forderun­gen auch in Europa, von Restrik­tio­nen, sauberen Innen­städten und Kindern, die lieber ver­net­zt mobil sind als einen Führerschein machen zu wollen. Es brodelt und zis­cht in der Auto­mo­bilin­dus­trie. Die großen OEMs in Ost­deutsch­land set­zen in den näch­sten Jahren ver­stärkt auf eFahrzeuge. Damit ergeben sich neue Absatzquellen und Koop­er­a­tions­möglichkeit­en für die Zulief­er­er. Diese sind in hohem Maße abhängig von den Entwick­lun­gen und Verän­derun­gen des Auto­mo­bils: neue Her­aus­forderun­gen, neue Geschäfts­bere­iche und neue Chan­cen bieten sich zwis­chen Leipzig, Zwick­au und Dres­den, wo ein neues Dreieck der elek­tri­fizierten Mobil­ität entste­ht. Die enge Verzah­nung der Tech­nis­chen Hochschulen, der wis­senschaftlichen Insti­tute, der strate­gis­chen OEM-Werke und ein­er viel­seit­i­gen und inno­v­a­tiv­en Zulief­er­erland­schaft ermöglicht hier eine beständi­ge und erfol­gre­iche Gestal­tung von Zukun­ft­stech­nolo­gien. Wie also stellen sich die Zukun­ft­saus­sicht­en dar? Das war die Frage.
130 Jahre nach dem »Flock­en Elek­trowa­gen« aus Coburg eröffnete Werk­sleit­er im BMW Group Werk Leipzig, Hans-Peter Kemser als Gast­ge­ber den Fach­di­a­log unter dem Titel: »Das Elek­troau­to und die Zulieferindus­trie. Her­aus­forderun­gen und Chancen«.
»Das Inter­esse für das The­ma war beein­druck­end«, so Kemser, der die Begrüßung dazu nutzte, neben dem neuen, hybri­den BMW ‚i8 Road­ster‘ die weit­eren Entwick­lun­gen seines Haus­es und die Nach­haltigkeit der Pro­duk­tion vorzustellen. Auch für VW baut Sach­sen als Kom­pe­tenzzen­trum für eMo­bil­ität aus. Die Trans­for­ma­tion des Werks in Zwick­au zur eFab­rik zeigt den Fokus des Konz­erns und ein Beken­nt­nis zur Elek­tri­fizierung, wenn auch der Sprech­er der Geschäfts­führung von Volk­swa­gen Sach­sen, Prof. Dr. Fiebig meinte: »Der Diesel bleibt!« — wenig­stens auf abse­hbare Zeit. Mit jun­gen Start-ups sollen darüber hin­aus in Dres­den neue Geschäftsmod­elle entwick­elt werden.
Den Ein­stieg, als Diskus­sion­s­grund­lage, bildete eine objek­tive Bestand­sauf­nahme und Prog­nose der Quan­tität zu pro­duzieren­der Fahrzeuge. Christoph Stürmer von der Unternehmens­ber­atung PwC sowie Dr. Mar­cel Kap­pel von der VDI/VDE Inno­va­tion + Tech­nik kon­nten anschaulich die nationale und inter­na­tionale Entwick­lung in einem sich dis­rup­tiv verän­dern­den Markt aufzeigen.
Für den Bun­desver­band eMo­bil­ität (BEM) disku­tierte Kurt Sigl gemein­sam mit Mar­ius Baad­er vom Ver­band der Auto­mo­bilin­dus­trieb (VDA) über die Dynamik der Mark­te­in­führung von Elek­tro­fahrzeu­gen. Auf­bauend auf den Zahlen der bei­den Vorred­ner bekräftigte Sigl: »Der weltweite Bedarf der Elek­tro­mo­bil­ität ist so groß, dass jed­er Zulief­er­er seinen Platz find­en wird, wenn er aus­re­ichend flex­i­bel und schnell agiert«. Zudem sei die Pla­nungssicher­heit durch ver­lässliche poli­tis­che Rah­menbe­din­gun­gen von essen­tieller Bedeu­tung. 
Zwis­chen BEM und VDA ergaben sich einige Gemein­samkeit­en, die Anknüp­fungspunk­te für eine engere Zusam­me­nar­beit in Aus­sicht stell­ten.
Die darauf fol­gende Podi­um­srunde mit Gerd Rupp, Werkleit­er der Porsche Leipzig GmbH, mit Ste­fan Bran­dl­hu­ber, BMW Group, Einkauf/QTM alter­na­tive Antriebe sowie mit Dr. Dirk Brinkmann, Robert Bosch GmbH, Pow­er­train Solu­tions kam u.a. zu dem Ergeb­nis, dass sich Entwick­lungszyklen erhe­blich verkürzen und deut­lich erhöhte Flex­i­bil­ität bei OEMs und Zulief­er­ern erfordern wer­den. Das Schlag­wort dazu lieferte Ste­fan Bran­dl­hu­ber: »Think Start-Up, act Grown-Up«.
In der abschließen­den Best-Prac­tice-Ses­sion ging es um die Wand­lungs­fähigkeit von Zulief­er­ern bei steigen­dem Anteil an eFahrzeu­gen. Alle fünf Unternehmensvertreter TRIMET Alu­mini­um SE, DGH Hei­de­nau, Scha­ef­fler Tech­nolo­gies AG & Co. KG, Con­ti­nen­tal Auto­mo­tive GmbH sowie das BEM-Mit­glied in-tech GmbH bekräftigten die Notwendigkeit von Koop­er­a­tio­nen auf nationaler wie inter­na­tionaler Ebene. Andreas Hager von der in-Tech wider­sprach jedoch der Auf­fas­sung es gäbe keinen Wan­del, weil dieser per­ma­nent gegeben sei. »Wir ste­hen vor einem grundle­gen­den Wan­del, der unsere Indus­trie nach­haltig verän­dern wird«.
Ein zen­traler Aspekt der zukün­fti­gen Entwick­lung wird nach Übere­in­stim­mung der Ref­er­enten die frühzeit­ige Ein­bindung, Moti­va­tion und Qual­i­fizierung aller Mitar­beit­er sein. Wenn diese in den Forschungs‑, Pro­duk­tions- und Koop­er­a­tionsprozess aufgenom­men sind, wird sich der Stan­dort Deutsch­land weit­er­hin gut behaupten.

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