Ergebnisse Mobilitäts-Studie Österreich 2030

Jan­u­ar 2020 / Ergeb­nisse Mobil­itäts-Studie Öster­re­ich 2030: Trans­for­ma­tion der Auto­mo­bilin­dus­trie — Her­aus­forderun­gen und Chancen
Auf­tragge­ber dieser Studie ist das Öster­re­ichis­che Bun­desmin­is­teri­um für Verkehr, Inno­va­tion und Tech­nolo­gie (BMVIT) sowie die Vere­ini­gung der Öster­re­ichis­chen Indus­trie (IV). Durchge­führt von: Council4 GmbH in Koop­er­a­tion mit Dr. Hans-Peter Klee­binder, Wis­senschaftlich­er Beirat BEM.
Die Auto­mo­bilin­dus­trie zählt unbe­strit­ten zu den Leit­branchen der öster­re­ichis­chen Wirtschaft. Mit alter­na­tiv­en Antrieb­stech­nolo­gien, Dig­i­tal­isierung und dem sich ändern­den Mobil­itätsver­hal­ten ste­ht die Branche vor großen Her­aus­forderun­gen. Unternehmen soll­ten rechtzeit­ig die Weichen stellen, um den Trans­for­ma­tion­sprozess zu bewälti­gen. Die poli­tis­chen Insti­tu­tio­nen sind auf allen Ebe­nen gefordert, entsprechende Rah­menbe­din­gun­gen zu schaf­fen, um kün­ftig von den sich bietenden Chan­cen zu profitieren.
Für der­ar­tige Entschei­dun­gen fehlte bish­er das Wis­sen über die zu erwartenden Verän­derun­gen. Eine Basis dafür liefert die vor­liegende Studie »Auf der Siegerstraße bleiben« mit belast­baren Szenar­ien zum Ein­satz neuer Antrieb­stech­nolo­gien bis 2030 und der Abschätzung der wirtschaftlichen Imp­lika­tio­nen, die sich für die öster­re­ichis­che Auto­mo­bil­wirtschaft ergeben
Glob­ale Entwick­lun­gen bes­tim­men das Tem­po der Trans­for­ma­tion hin zu elek­trischen Antrieben: Emis­sion­sreg­ulierun­gen und damit ver­bun­dene Strafzahlun­gen erfordern eine Dekar­bon­isierung und damit die Elek­tri­fizierung der Fahrzeugflot­ten. Chi­na als neue dominierende Auto­mo­bil­na­tion und alter­na­tive Mobil­ität­skonzepte treiben die Elek­tro­mo­bil­ität zusät­zlich voran.
Ver­bren­nungsmo­toren (Diesel/Benzin und Gas) wer­den langfristig von Elek­troantrieben (Bat­terie und Brennstof­fzelle) abgelöst. Als Brück­en­tech­nolo­gie wer­den auch Hybrid-Sys­teme in der näch­sten Dekade an Bedeu­tung gewin­nen. Auf­bauend auf den Antrieb­stech­nolo­gien wur­den vier Szenar­ien — von ein­er langsamen bis hin zu ein­er sehr raschen Elek­tri­fizierung — entwick­elt und durchgerech­net. Im Szenario mit dem schnell­sten Wan­del wer­den 2030 weltweit nur mehr 15 Prozent der Autos mit Ben­zin, Diesel oder Gas neu zuge­lassen, die restlichen Mark­tan­teile verteilen sich auf elek­tri­fizierte Antrieb­sarten. Für am wahrschein­lich­sten eracht­en die Stu­di­en­au­toren das Szenario »mod­er­ate Elek­tri­fizierung«: Dem­nach wer­den im Jahr 2030 immer noch 72 Prozent der neu zuge­lasse­nen Autos mit Ver­bren­nungsmo­toren angetrieben; aufgeteilt in Diesel/Benzin mit 37 Prozent, Hybride mit 28 Prozent und Gas mit 7 Prozent Mark­tan­teil. Bat­teriebe­triebene Fahrzeuge erre­ichen einen Anteil von 26 Prozent und Brennstof­fzel­len­fahrzeuge von 2 Prozent. Zum Ver­gle­ich: Heute sind ger­ade ein­mal 2,5 Prozent keine tra­di­tionellen Verbrenner.
Passt sich die Auto­mo­bil­wirtschaft in Öster­re­ich kün­ftig nicht oder zu spät an, dro­hen Wertschöp­fungsver­luste. Und diese fall­en umso stärk­er aus, je schneller sich der Wan­del hin zu Elek­troau­tos vol­lzieht. Schon im real­is­tis­chsten (mod­er­at­en) Szenario wäre in der öster­re­ichis­chen Auto­mo­bil­wirtschaft 2030 mit einem Rück­gang von 1,7 Prozent, im ambi­tion­iertesten Szenario sog­ar mit 5,8 Prozent, was rund zwei Mil­liar­den Euro entspricht, zu rech­nen. Betrof­fen sind näm­lich nicht nur die Auto­mo­bilin­dus­trie, son­dern auch andere Sek­toren wie etwa Tankstellen, Werk­stät­ten, der Han­del oder die gesamte Vor­leis­tungsin­dus­trie. Wird nicht gehan­delt, dann kostet dies auch Arbeit­splätze: rund 6.000 Arbeit­splätze bis 2030 im mod­er­at­en Szenario, bis zu 24.000, wenn sich der Wan­del rasch vol­lzieht. Denn mit jedem Arbeit­splatz in der Auto­mo­bilin­dus­trie wird derzeit ein weit­er­er Arbeit­splatz öster­re­ich­weit abgesichert.
Der Wan­del bringt aber auch Chan­cen, ins­beson­dere auch für New­com­er, beto­nen die Autoren: »Die Ein­tritts­bar­ri­eren sind beim eAntrieb viel niedriger, es wird nicht nur Tes­la und weit­ere neue Auto­mo­bil­her­steller geben, son­dern ganz neue Mobil­ität­san­bi­eter, Geschäftsmod­elle und Zuliefer­be­triebe« so Kleebinder.
Resümee: Öster­re­ich ist auf die Chan­cen und Risiken eines raschen tech­nol­o­gis­chen Wan­dels (noch) nicht aus­gerichtet. Es braucht einen sek­torüber­greifend­en »Mas­ter­plan Mobil­itätswende«, der nur Hand in Hand mit der Energiewende und von wis­senschaftlich fundiert­er und unab­hängiger Exper­tise begleit­et, gelin­gen kann. Weit­ere Hand­lungsempfehlun­gen der Autoren beziehen sich auf die Stan­dort­sicherung durch Schw­er­punk­t­set­zun­gen, das Erre­ichen kri­tis­ch­er Größen und Clus­ter­bil­dung sowie die Schaf­fung von Anreizsys­te­men für Investi­tio­nen und Inno­va­tio­nen mit der Prämisse Tech­nolo­gie­of­fen­heit. Neue Kom­pe­ten­zen müssen aufge­baut, beste­hende Fachkräfte umgeschult und Bevölkerung als auch Indus­trie aufgek­lärt wer­den. Öster­re­ich hat die Chance, von der bevorste­hen­den Mobil­ität­srev­o­lu­tion zu prof­i­tieren und als Wirtschafts­stan­dort gestärkt hervorzugehen.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen zur Studie find­en Sie hier:
kleebinder.net/
www.bmvit.gv.at

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