Batterien sollen deutsche eMobilität antreiben

13 Novem­ber 2018 / Artikel erschienen auf ⇢ www.swr.de
Bish­er hat­ten sich alle Ideen für eine deutsche Bat­teriezel­len­fab­rik für Elek­troau­tos zer­schla­gen. Jet­zt hil­ft die Poli­tik nach und will mit Hil­fe von Steuergeldern eine »Gigafac­to­ry« anstoßen.
Bei der Pro­duk­tion von Bat­teriezellen für eAu­tos spielt Deutsch­land bish­er keine Rolle, denn bish­er wer­den so gut wie alle Teile für Akkus aus Asien importiert. Bun­deswirtschaftsmin­is­ter Alt­maier will das ändern und für die geplante deutsche Pro­duk­tion bis 2021 aus seinem Etat eine Mil­liarde Euro zur Ver­fü­gung stellen. Mehrere pri­vate Unternehmen hät­ten bere­its Inter­esse angemeldet, eine solche Pro­duk­tion gemein­sam aufzubauen.
Alt­maier rech­net mit konkreten Investi­tion­sentschei­dun­gen für eine Bat­teriezel­len­fab­rik bis Ende des ersten Quar­tals 2019. Es gehe pro Kon­sor­tium um rund 1.000 und 2.000 Arbeit­splätze. Im Jahr 2021 könne die Pro­duk­tion von Zellen starten — Lithi­um-Ionen-Bat­te­rien der aktuellen Generation.
Fra­gen an Michael Weg­mer, SWR Aktuelle Wirtschaft
Wo soll die neue Pro­duk­tion für Bat­teriezellen hin?
Auch wenn Baden-Würt­tem­berg sich in den ver­gan­genen Tagen noch ein­mal als Stan­dort in Posi­tion gebracht hat und Wirtschaftsmin­is­terin Hoffmeis­ter-Kraut erk­lärte, das Bun­des­land sei im Bere­ich Bat­teri­etech­nolo­gien her­vor­ra­gend aufgestellt, spricht vieles für eine deutsche Bat­teriezel­len­fab­rik in der Lausitz.
Erstens hat Bun­deswirtschaftsmin­is­ter Alt­maier offen­bar schon Gespräche mit Polens Tech­nolo­giem­i­nis­terin über eine Zusam­me­nar­beit geführt. Polen ist beim The­ma Bat­teriezellen weit­er als wir, auch Tschechien hat offen­bar Inter­esse. Also kön­nte in der Lausitz eine starke deutsch-pol­nisch-tschechis­che Kom­bi­na­tion entstehen.
Zweit­ens ist die Gegend eine Kohlere­gion, viele Men­schen haben Angst vor dem Kohleausstieg und Arbeit­slosigkeit. Eine neue Bat­teriezel­len­pro­duk­tion dort kön­nte ein starkes poli­tis­ches Sig­nal sein.
Wer macht mit bei der deutschen Batteriezellenfertigung?
Peter Alt­maier hat offen­bar bei RWE ange­fragt, und musste sich dafür viel Kri­tik anhören. Der Essen­er Energiev­er­sorg­er hat wenig mit Bat­teriezellen zu tun, soll aber möglicher­weise beim The­ma Kohleausstieg fre­undlich ges­timmt wer­den. Drei Namen, die immer wieder fall­en: Ford mit sein­er deutschen Vertre­tung, der Lud­wigshafen­er Chemieriese BASF und der Bat­teriehersteller Var­ta aus dem baden-würt­tem­ber­gis­chen Ellwangen.
Viele wichtige Kan­di­dat­en haben aber schon im Voraus abge­sagt: Daim­ler und BMW sehen Bat­teriezellen als Sache der Zulief­er­er, der weltweit größte Autozulief­er­er Bosch hat sich im Früh­jahr ger­ade gegen eine eigene Bat­teriezel­len­pro­duk­tion entsch­ieden, weil er mit ein­er Investi­tion von 20 Mil­liar­den Euro kalkulierte. Auch die bay­erische Fir­ma BMZ, die ange­blich einen fer­ti­gen Plan in der Schublade hat und vom Bun­desver­band eMo­bil­ität emp­fohlen wird, ist wohl nicht gefragt worden.
Warum hat das mit der Pla­nung für Bat­teriezellen so lange gedauert?
Aus vie­len Grün­den. Die deutsche Indus­trie hat mit Pho­to­voltaik eine große Pleite erlebt, mit viel Geld sind in Deutsch­land Werke aufge­baut wor­den, um dann von chi­ne­sis­chen Anbi­etern über­holt zu wer­den. Viele Fir­men sind pleite gegan­gen. Das wollte man nicht wieder­holen. Außer­dem war bei E‑Mobilität der Druck nicht wirk­lich groß, denn jahre­lang ist darüber gere­det wor­den, aber verkauft, und zwar mit Reko­rdzahlen, haben sich Autos mit Sprit.
Aber auch die Poli­tik hat das The­ma ver­schlafen, nicht koor­diniert und entsprechende Unternehmen allein vor sich hinar­beit­en lassen, statt früh ein Kon­sor­tium anzus­toßen, auch mit Geld. Die eine Mil­liarde Anschub­fi­nanzierung für eine deutsche soge­nan­nte Gigafac­to­ry, die jet­zt im Gespräch ist, wird auf jeden Fall nicht reichen, um zehn Jahre asi­atis­chen Vor­sprung aufzuholen.
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