Batterie-Gigafactory, Nord Stream 2, Wendungen im Handelskrieg

13. Juli 2018 / Artikel erschienen auf ⇢ www.energate-messenger.de
In der zurück­liegen­den Woche waren die ersten Manöver im aufk­om­menden glob­alen Han­del­skrieg zu beobacht­en. Nach­dem US-Präsi­dent Don­ald Trump begonnen hat, Importzölle zu erheben, antwortete die chi­ne­sis­che Führung mit Gegen­sank­tio­nen im gle­ichen Umfang. Mit milden Strafzöllen auf Whiskey und Harleys ver­sucht­en die EU und Deutsch­land, sich zwis­chen den Haup­tak­teuren USA und Chi­na durchzulavieren. Inzwis­chen geht der BDI davon aus, dass Trump dem­nächst Autos aus Europa mit Strafzöllen bele­gen wird. Die Export­na­tio­nen Deutsch­land und Chi­na ste­hen bei­de unter Druck — und das zeit­igt über­raschende Wen­dun­gen und Allianzen, die auch auf den erweit­erten Energiesek­tor ausstrahlen.
Tech­nol­o­gis­che Kronjuwelen
Bis­lang galt in Berlin: Kein Zugriff chi­ne­sis­ch­er Konz­erne auf strate­gis­che Tech­nolo­gien und Infra­struk­turen. So inter­ve­nierte Berlin bis­lang immer, wenn der chi­ne­sis­che Net­z­be­treiber State Grid Cor­po­ra­tion of Chi­na (SGCC) beim Über­tra­gungsnet­z­be­treiber 50 Hertz ein­steigen wollte. Eine andere indus­triepoli­tis­che Schlüs­sel­frage ist die der europäis­chen Bat­teriezell­pro­duk­tion. Bis­lang war die Bat­teriezelle bei der Auto­her­stel­lung eine Rand­größe, aus­ge­lagert nach Asien. Der Switch zur eMo­bil­ität rückt sie ins Zen­trum der Wertschöp­fung. Wirtschaftsmin­is­ter Peter Alt­maier (CDU) mah­nte: »Wollen wir außen vor bleiben, wenn 20 Prozent der Wertschöp­fung an einem eAu­to aus der Bat­terie kom­men? Die Bat­terie von Musk, das autonome Fahren von Google — so stelle ich mir Deutsch­land nicht vor.« Deshalb stellte die Große Koali­tion auf nationaler und europäis­ch­er Ebene die Weichen für Bat­terie-Cham­pi­ons. Alt­maier hätte gerne eine Gigafab­rik in den vom Kohleausstieg bedro­ht­en Braunkohlere­vieren platziert.
Seit Trump die deutsche Autoin­dus­trie ins Visi­er nimmt, gilt die Lin­ie »Chi­na bleibt draußen« nicht mehr. Die Wende vol­l­zog Kan­z­lerin Angela Merkel (CDU) nach einem Tre­f­fen mit Chi­nas Min­is­ter­präsi­dent Li Keqiang in Berlin. Sie kündigte an, dass der chi­ne­sis­che Konz­ern CATL ein Bat­teriezell­w­erk in Thürin­gen erricht­en wird. »Unser Markt ist an dieser Stelle offen, und die deutsche Auto­mo­bilin­dus­trie wird dann auch chi­ne­sis­che Pro­duk­te kaufen«, sagte sie. Für die ver­lorene Hoff­nung auf eine deutsche Bat­teriezell-Führerschaft hat sie nur den lap­i­daren Satz: »Wenn wir es sel­ber kön­nten, wäre ich auch nicht trau­rig, aber nun ist es ein­mal so.«
Eskala­tion­sspi­rale dreht sich
Der Bun­desver­band eMo­bil­ität will diese Tech­nolo­giepleite nicht akzep­tieren. Er hält der Regierung die Mil­liar­den-Sub­ven­tion für die deutschen Auto­mo­bil­her­steller vor, die bei der Mobil­itätswende bis­lang nicht geliefert haben. Seines Eracht­ens sind deutsche Unternehmen »sehr wohl« in der Lage, eine wirtschaftliche Bat­teriezellfer­ti­gung aufzubauen. Damit könne Deutsch­land wieder »Welt­mark­t­führer und Exportwelt-Welt­meis­ter bei den Schlüs­sel­tech­nolo­gien erneuer­bare Energien und Elek­tro­mo­bil­ität wer­den und würde damit einen Job­mo­tor für Gen­er­a­tio­nen erzeu­gen.« Während der Ver­band noch von ein­er »Export-Welt­meis­ter­schaft« träumt, reagiert Trump auf den Schwenk der deutschen Wirtschaft in Rich­tung Osten und nimmt als näch­stes ein Großpro­jekt der hiesi­gen Gaswirtschaft unter Beschuss. Er dro­ht den Fir­men, die sich am Bau der Ost­see-Gaspipeline »Nord Stream 2« beteili­gen — das sind die BASF-Tochter Win­ter­shall, Uniper, die öster­re­ichis­che OMV und Shell — mit Sank­tio­nen. Die Eskala­tion­sspi­rale dreht sich weiter.
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