WestfalenWind-Gruppe nutzt Kranflächen bei Windkraftanlagen für Ausbau der PV

22. Juni 2020 / Artikel erschienen auf ⇢ www.euwid-energie.de / BEM-Mit­glied West­falen­WIND GmbH
Die West­falen­Wind-Gruppe hat bei Licht­e­nau im Kreis Pader­born eine 100-kW-Pho­to­voltaikan­lage auf ein­er Kranstell­fläche in einem Wind­park errichtet. »Das ist eine klas­sis­che Win-Win-Sit­u­a­tion«, meint Michael Obst, Geschäfts­führer der West­falen­Wind GmbH. »Wir nutzen eine anson­sten wert­lose, ver­siegelte Fläche und die vorhan­dene tech­nis­che Infra­struk­tur und gewin­nen so kostengün­sti­gen Betrieb­sstrom für unsere Wind­kraftan­la­gen.« Die Winden­ergiean­la­gen erzeu­gen den notwendi­gen Strom nor­maler­weise selb­st oder beziehen ihn bei Still­stand aus dem Netz. Das werde jet­zt vermieden.
Etwa 85 MWh Strom soll die PV-Anlage jedes Jahr liefern, bilanziell könne damit der Min­d­est-Eigenbe­darf von zwei Wind­kraftan­la­gen gedeckt wer­den. Etwa die Hälfte der geschot­terten Kranstell­fläche wurde bebaut, es bleibe genü­gend Platz für Ser­vice-Fahrzeuge und Ret­tungswege. »Sollte doch mal der ganz große Kran für eine Reparatur anrück­en müssen, haben wir die PV-Anlage in kürzester Zeit bei­seite geräumt«, berichtet Daniel Saage, der die Solarsparte von West­falen­Wind man­agt. Dafür habe man eigens ein spezielles Untergestell ver­wen­det, was in der Schweiz entwick­elt wurde und sich zum mehrma­li­gen Auf- und Abbau beson­ders eignet.
»Mit der Nutzung solch­er Schot­ter­flächen entschär­fen wir den Druck zur Nutzung von Ack­er­flächen, was bei Land­wirten häu­fig Diskus­sio­nen aus­löst«, so Saage weit­er. Er schätzt das Poten­zial allein im Kreis Pader­born für Kranstell­flächen-PV auf min­destens 5 MW, wenn jede 10. Kranstell­fläche bebaut werde. Nicht jed­er Platz sei wegen möglich­er Ver­schat­tung durch Bäume oder die Wind­kraftan­la­gen selb­st geeignet. NRW-weit kön­nten so möglicher­weise am Fuße von Win­drädern 60 MW Pho­to­voltaik zuge­baut wer­den. Zum Ver­gle­ich: Lan­desweit gibt es laut West­falen­Wind erst 250 MW Frei­flächen PV.
»Ohne lan­gen Atem wäre Energiewende auch bun­desweit nicht so weit fortgeschritten«
Die Genehmi­gungs­be­hörde habe zunächst große Prob­leme gese­hen. So führe die Anlage zu ein­er »Verun­stal­tung des Land­schafts­bildes«, man sehe eine »volu­minöse Bebau­ung im Außen­bere­ich, die an ein Bauk­lotzsys­tem erin­nere«, das Ganze sein in »ästhetis­ch­er Hin­sicht grob unangemessen«, zitiert das Unternehmen aus einem Schreiben des Kreis­es Pader­born vom Sep­tem­ber 2019. Die Kranstell­flächen-PV-Anlage sei allerd­ings »völ­lig anders als bekan­nte Frei­flächenan­la­gen« aufge­baut, betont West­falen­Wind. Das Gestell erhebt sich nur etwa 35 Zen­time­ter über der Schot­ter­fläche und ist meist vom näch­sten Feld­weg aus schon nicht mehr zu erken­nen, wenn Getrei­de oder Raps sich entwick­elt haben.
Erst ein von West­falen­Wind aufge­set­ztes Schreiben, das der LEE NRW an Lan­des-Wirtschaftsmin­is­ter Andreas Pinkwart (FDP) und Bau­min­is­terin Ina Schar­ren­bach (CDU) schick­te, habe bei dem Pro­jekt für den Durch­bruch gesorgt. Pinkwart und Schar­ren­bach hät­ten das Vorhaben als sin­nvoll und bau­rechtlich möglich eingestuft. Erst daraufhin habe die Kreisver­wal­tung Pader­born eingelenkt.
Der Aus­bau soll jet­zt Stück für Stück weit­erge­hen: Eine zweite Kranstell­flächen-PV-Anlage bei Licht­e­nau ist bere­its beantragt. West­falen­Wind PV kämpfe jet­zt noch mit anderen bürokratis­chen Vor­gaben. So ist sich das mit­tel­ständis­che Unternehmen mit dem Net­z­be­treiber West­falen Weser Netz in mehreren Punk­ten noch nicht einig. Es gehe um die Frage eines prag­ma­tis­chen Messkonzeptes und die Erfül­lung »ver­meintlich notwendi­ger tech­nis­ch­er Vor­gaben wie Zer­ti­fizierun­gen«, heißt es weit­er. »Wir wer­den aber auch hier nicht lock­er­lassen«, sagt Johannes Lack­mann, Mit­grün­der der West­falen­Wind-Gruppe. »Ohne einen lan­gen Atem wäre die Energiewende im Kreis Pader­born, aber auch bun­desweit, generell nicht so weit fortgeschritten.«
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