In einer Woche komplett ausgedieselt

17. Okto­ber 2019 / Pressemit­teilung BEM-Mit­glied­sun­ternehmen Ziehl-Abegg / Pho­to: Andreas Pfef­fer, Geschäfts­führer von »I see elec­tric busses«, ver­spricht, MAN-Diesel-Stadt­busse bin­nen ein­er Woche in ein vol­lelek­trisches Fahrzeug umzubauen. Der erste umge­baute Bus stammt aus der Flotte der Autokraft/DB Regio.
Tech­nolo­gieführer »I see elec­tric busses« baut Stadt­busse in vol­lelek­trische Fahrzeuge um
»Zur Umrüs­tung von beste­hen­den Bus­flot­ten gibt es ökol­o­gisch wie ökonomisch keine Alter­na­tive.« Dies sagt Andreas Pfef­fer, Geschäfts­führer von »I see elec­tric busses«. Sein Kon­sor­tium aus sechs Unternehmen mit mehrjähriger Erfahrung in der Elek­tri­fizierung von Nutz­fahrzeu­gen baut bin­nen ein­er Arbeitswoche einen Diesel­bus in einen vol­lelek­trischen Bus um. Ein umgerüsteter MAN-Bus fuhr im Okto­ber auf der Bus­world in Brüssel.
»Für Bus­be­treiber ist es qua­si das Tages­geschäft, die Pol­ster in Lin­ien­bussen zu erneuern«, erk­lärt Pfef­fer den guten Innen­zu­s­tand gebrauchter Lin­ien­busse. Die Außen­wer­bung sei natür­lich auch aktuell. Allerd­ings seien Motor und Getriebe nach 10 Jahren hinüber. Pfef­fer, der sich während seines Studi­ums einge­hend mit Ver­bren­nungsmo­toren beschäftigt hat, gibt diesen Alt-Bussen ein neues Leben. »Ein Verkauf alter Lin­ien­busse nach Osteu­ropa ist kaum mehr möglich, weil auch dort die Städte auf saubere Fahrzeuge set­zen«, erk­lärt er. Ein Verkauf sei allen­falls mit einem großen Wertabzug möglich.
12 Wochen haben die Experten bei »I see elec­tric busses« einen MAN Bus zer­legt, analysiert und als vol­lelek­trischen Bus wieder aus der Werk­statt gefahren. »Wenn Motor und Antrieb­sstrang ent­fer­nt sind, muss das Zusam­men­spiel der Elek­tron­ik im Fahrzeug neu aufge­set­zt wer­den«, sagt Pfef­fer. »I see« hat elek­trische Trans­porter im 3,0t und 3,5t (4,25t) Bere­ich elek­tri­fiziert und steigt jet­zt ins Retro­fit-Geschäft bei Lin­ien­bussen ein. »Wir haben bish­er schon rund 400 Fahrzeuge elek­trisch auf die Straße gebracht!«, so Pfef­fer und betont hinzu: »Wir wis­sen genau, was wir tun.«
Daher sind für ihn auch jed­wede Zah­n­räder bei Elek­tro­mo­toren an der Radnabe ein Tabu. »Die Zah­n­räder bekom­men Prob­leme bei den hohen Drehzahlen.« Aus diesem Grund set­zt er auf das ZAwheel von Ziehl-Abegg, einem Radnabenantrieb, der völ­lig ohne Über­set­zung auskommt. Denn das ZAwheel ist ein echter Radnaben­mo­tor, der kom­plett im Innern der Nabe sitzt.
Das Land Schleswig-Hol­stein hat die Umrüs­tung des ersten MAN-Lin­ien­busses finanziell gefördert. Part­ner für die Umset­zung in der Flotte ist die Autokraft/DB Regio. »Dort gibt es ein Poten­zial von mehreren Tausend Fahrzeu­gen«, freut sich Pfef­fer. Der schleswig-hol­steinis­che Energiewen­dem­i­nis­ter Jan Philipp Albrecht sagte nach der Fahrt im ersten umge­baut­en MAN-Bus: »Die Zukun­ft der Mobil­ität ist ver­net­zt, zunehmend emis­sions­frei und flex­i­bel.« Beson­ders in Nord­fries­land, wo reich­lich Strom aus Wind­kraft, Pho­to­voltaik und Bio­masse ver­füg­bar sei, müssten die erneuer­baren Energien jedoch bess­er genutzt und die Ver­net­zung von Elek­triz­ität und Verkehr umge­set­zt werden.
Grund­sät­zlich seien die geforderten inner­städtis­chen Emis­sion­sziele mit den derzeit von Mer­cedes und MAN ver­füg­baren Elek­trobussen nicht erre­ich­bar. »Daher müssen wir an den beste­hen­den Fuhrpark ran«, so Pfef­fer. 12 Wochen Entwick­lungszeit für einen Pro­to­typ sei ambi­tion­iert aber mit einem einge­spiel­ten Team gut mach­bar gewe­sen. Ver­wen­det wur­den nur mark­t­führende Kom­po­nen­ten: von Webas­to, von Ziehl-Abegg und von Moteg. So lieferte Webas­to die Bat­terie. Diese ist für die Großserie in Nutz­fahrzeu­gen entwick­elt wor­den und zeich­net sich durch ein crash­sicheres Gehäuse und ein her­vor­ra­gen­des Ther­mo­man­age­ment aus; die Bat­ter­i­es­teuerung sorgt laut Webas­to dafür, dass jede einzelne Zelle auch nach 10 Jahren gle­ich leis­tungsstark ist.
Der echte Radnabenantrieb von Ziehl-Abegg ist wegen jeglich­er fehlen­der Antrieb­sstränge und Getriebe extrem wartungs­frei und beson­ders effizient. Dadurch kann das Bat­teriepaket auch klein­er als bei einem Zen­tralantrieb gewählt wer­den. »Das gesamte Antrieb­sag­gre­gat inklu­sive der Leis­tungse­lek­tron­ik ist ohne ein einziges Zah­n­rad in den Rädern der Hin­ter­achse ver­baut«, sagt Pfef­fer über den Radnabenantrieb. Dadurch reduziert sich der Energiebe­darf pro gefahre­nen Kilo­me­ter auf deut­lich unter 1 kWh.
Die speziell für bat­terieelek­trisch betriebene Fahrzeuge entwick­el­ten Nebe­nag­gre­gate stam­men von Moteg. Sie sind im Ver­gle­ich zu derzeit am Markt ver­füg­baren Aggre­gat­en mit einem Asyn­chron­mo­tor bis zu 3‑mal klein­er und 6‑mal leichter, sowie deut­lich energieeffizienter.
Das geräuschlose Fahren begeis­terte bei der Vorstel­lung des umge­baut­en MAN-Busses auf der Bus­world die Fahrgäste. »Selb­st das Beschle­u­ni­gen und Brem­sen ist für Fahrer und Fahrgäste san­fter als jedes Automatikgetriebe oder pneu­ma­tis­che Bus­bremssys­tem es jemals sein kön­nten«, hebt Geschäfts­führer Pfef­fer die Vorteile für die Pas­sagiere hervor.
Eck­dat­en zum umge­baut­en Linienbus:
Bau­jahr: 2011
Hersteller/Modell: MAN A20
Eigen­tümer: Autokraft / DB Regio
Länge: 12 Meter
Sitz­plätzer: 49
Bat­terie: 210kWh
Motor­leis­tung: Advanced Achse Nennleis­tung 240kW
Umbauer: „I see Elec­tric Busses GmbH”
Entwick­lungszeit: 12 Wochen
Weit­ere Infor­ma­tio­nen find­en Sie hier

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