Die Welt nach Corona

März 2020 / Auszug / Beitrag gefun­den bei: ⇢ www.horx.com und ⇢ www.zukunftsinstitut.de
»Ich werde derzeit oft gefragt, wann Coro­na denn ‘vor­bei sein wird‘, und alles wieder zur Nor­mal­ität zurück­kehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt his­torische Momente, in denen die Zukun­ft ihre Rich­tung ändert. Wir nen­nen sie Bifurka­tio­nen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeit­en sind jet­zt. Die Welt as we know it löst sich ger­ade auf. Aber dahin­ter fügt sich eine neue Welt zusam­men, deren For­mung wir zumin­d­est erah­nen kön­nen. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbi­eten, mit der wir in Vision­sprozessen bei Unternehmen gute Erfahrun­gen gemacht haben. Wir nen­nen sie die RE-Gnose. Im Gegen­satz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Tech­nik nicht »in die Zukun­ft«. Son­dern von der Zukun­ft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt..?«
Die neue Welt nach Coro­na — oder bess­er mit Coro­na — entste­ht aus der Dis­rup­tion des Mega­trends Kon­nek­tiv­ität. Poli­tisch-ökonomisch wird dieses Phänomen auch »Glob­al­isierung« genan­nt. Die Unter­brechung der Kon­nek­tiv­ität — durch Gren­zschließun­gen, Sep­a­ra­tio­nen, Abschot­tun­gen, Quar­an­tä­nen — führt aber nicht zu einem Abschaf­fen der Verbindun­gen. Son­dern zu ein­er Neuor­gan­i­sa­tion der Kon­nek­tome, die unsere Welt zusam­men­hal­ten und in die Zukun­ft tra­gen. Es kommt zu einem Phasen­sprung der sozio-ökonomis­chen Systeme.
Die kom­mende Welt wird Dis­tanz wieder schätzen — und ger­ade dadurch Ver­bun­den­heit qual­i­ta­tiv­er gestal­ten. Autonomie und Abhängigkeit, Öff­nung und Schließung, wer­den neu aus­bal­anciert. Dadurch kann die Welt kom­plex­er, zugle­ich aber auch sta­bil­er wer­den. Diese Umfor­mung ist weit­ge­hend ein blind­er evo­lu­tionär­er Prozess — weil das eine scheit­ert, set­zt sich das Neue, über­lebens­fähig, durch. Das macht einen zunächst schwindelig, aber dann erweist es seinen inneren Sinn: Zukun­fts­fähig ist das, was die Para­dox­ien auf ein­er neuen Ebene verbindet. Dieser Prozess der Kom­plex­ierung — nicht zu ver­wech­seln mit Kom­plizierung — kann aber auch von Men­schen bewusst gestal­tet wer­den. Diejeni­gen, die das kön­nen, die die Sprache der kom­menden Kom­plex­ität sprechen, wer­den die Führer von Mor­gen sein. Die wer­den­den Hoffnungsträger.
Jede Tiefenkrise hin­ter­lässt eine Sto­ry, ein Nar­ra­tiv, das weit in die Zukun­ft weist. Eine der stärk­sten Visio­nen, die das Coro­n­avirus hin­ter­lässt, sind die musizieren­den Ital­iener auf den Balko­nen. Die zweite Vision senden uns die Satel­liten­bilder, die plöt­zlich die Indus­triege­bi­ete Chi­nas und Ital­iens frei von Smog zeigen. 2020 wird der CO2-Ausstoss der Men­schheit zum ersten Mal fall­en. Diese Tat­sache wird etwas mit uns machen. Wenn das Virus so etwas kann — kön­nen wir das wom­öglich auch..? Vielle­icht war der Virus nur ein Send­bote aus der Zukun­ft. Seine drastis­che Botschaft lautet: Die men­schliche Zivil­i­sa­tion ist zu dicht, zu schnell, zu über­hitzt gewor­den. Sie rast zu sehr in eine bes­timmte Rich­tung, in der es keine Zukun­ft gibt.
Aber sie kann sich neu erfind­en.
Sys­tem reset. Cool down! Musik auf den Balko­nen!
So geht Zukunft.
Autor: Matthias Horx / Trend- und Zukun­fts­forsch­er, Pub­lizist und Visionär
⇢ Voll­ständi­ger Originaltext

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