Mein Haus. Mein Auto. Mein Strom.

Elek­troau­to-Pio­nier Sir­ri Karabag baut energieau­tarke Häuser im Nor­den von Hamburg
Nach­haltig wohnen — ohne Abhängigkeit von großen Energie­di­en­stleis­tern, Net­zen und steigen­den Strompreisen — dieser Traum wird zur Zeit in der Stadt Norder­st­edt, nördlich von Ham­burg, Wirk­lichkeit. Wer hier in eines der ger­ade fer­tiggestell­ten Pilothäuser des Ham­burg­er Unternehmers Sir­ri Karabag einzieht, der wird kün­ftig weit­ge­hend energieau­tark wohnen. Der Strom wird durch ein Win­drad auf dem Dach erzeugt und durch Pho­to­voltaik-Kollek­toren, die an schö­nen Tagen die Son­nen­strahlung in Strom umwan­deln. Und weil es nicht nur zu Hause schön ist und Sir­ri Karabags Herz an Stro­mau­tos hängt, die er seit eini­gen Jahren erfol­gre­ich entwick­elt und verkauft, gehört zu dem Pro­jekt auch Elek­tro­mo­bil­ität. In den Fahrzeu­gen wird der häus­lich erzeugte Strom zwis­chenge­spe­ichert, um bei Bedarf in die Waschmas­chine, den Kühlschrank oder andere Ver­brauch­er zurück­zu­fließen oder »ver­fahren« zu werden.
Die Idee ist so reizvoll wie kon­se­quent: Sich nie wieder über die steigen­den Stromkosten ärg­ern müssen und gle­ichzeit­ig auch keinen Stress mehr an der Tanksäule haben. Energieau­tark leben und fahren — das ist das Grund­konzept des Baupro­jek­tes, das mit ver­schiede­nen Part­nern — darunter GfGSys­temhaus und SCHÜCO — in Norder­st­edt umge­set­zt wird. Ein Pro­jekt, das nicht nur dem Wort »Auto­bat­terie« eine völ­lig neue Bedeu­tung ver­lei­ht — die Energiewende kön­nte möglicher­weise auch vom Net­zaus­bau entkop­pelt wer­den — mit pos­i­tiv­en Fol­gen für Umwelt und die Geld­beu­tel der Ver­brauch­er. Und möglicher­weise ärg­ert das eben auch die Strom­riesen. Denn Autarkie — also Unab­hängigkeit im besten Sinne — passt nicht in deren Geschäftsmodell.
»Die Energiewende ist kosten­neu­tral möglich, wenn man Wohnen und Mobil­ität miteinan­der verknüpft. Dass ganz neben­bei die Leben­squal­ität erhöht wird, zum Beispiel durch leis­ere Autos in Wohnge­bi­eten, ist ein gern genommen­er Neben­ef­fekt« ver­rät Sir­ri Karabag, Elek­troau­to­pi­onier und Bauherr von drei energieau­tarken Pilothäusern. »Wenn die Haushalte ihren Strom selb­st erzeu­gen und direkt vor Ort ver­brauchen bzw. zwis­chen­spe­ich­ern, anstatt ihn in die Net­ze zu leit­en und später zurück­kaufen, kön­nte man die Net­z­in­fra­struk­tur radikal vere­in­fachen. Denn der Gedanke, den Strom, der in einem Off­shorewind­park in der Nord­see erzeugt wird, in einem Elek­troau­to aus dem All­gäu abspe­ich­ern zu kön­nen, hat sich als utopisch her­aus­gestellt. Umso bess­er funk­tion­iert das Prinzip im Kleinen — qua­si als Micro Smart Grid.«
Ein kom­plex­es Energie­m­an­age­mentsys­tem im Haus regelt dabei ständig die Energiev­erteilung zwis­chen den Kraftwerken auf dem Dach, den Ver­brauch­ern und den Speichern.
Diese Tech­nik ist mit­tler­weile aus­gereift und tausend­fach ver­baut. Neu ist die Inte­gra­tion eines eAu­tos. Das Elek­troau­to würde dabei, neben ein­er kon­ven­tionellen Bat­terie im Haus, über­schüs­si­gen Strom aufnehmen und damit die per­sön­liche Mobil­ität zumin­d­est für die alltäglichen kurzen Streck­en bis rund 100 Kilo­me­ter Fahrt­strecke sich­er­stellen. Dann müsste es wieder aufge­laden wer­den. »Selb­st wenn das Auto etwa in den frühen Mor­gen­stun­den, um ein paar % Kapaz­ität ent­laden ist, für den Weg zum Einkaufen, ins Sport­stu­dio oder um die Kinder zur Schule zu brin­gen, reicht der Strom immer«, ver­rät Karabag und räumt ein: »Voraus­set­zung für die Funk­tion­al­ität des Sys­tems ist allerd­ings, dass das Fahrzeug auch regelmäßig wieder an das Haus angeschlossen ist — also als klas­sis­ches Zweit­fahrzeug genutzt wird.«
Anfang April 2013 wird in Norder­st­edt alles fer­tig sein, dann kön­nen die ersten Fam­i­lien in das Einzel- und die bei­den Dop­pel­häuser einziehen. Die Pio­niere müssen dabei wed­er beson­ders enthu­si­astisch, noch mutig, noch reich sein. Die Tech­nik ist intu­itiv und ver­langt nur sehr wenig Umstel­lung im täglichen Nutzungsver­hal­ten. Die Bewohn­er bemerken das Energiekonzept nur am Rande. Und auch der Preis bleibt im Ver­hält­nis zu einem kon­ven­tionellen Haus ähn­lich. »Die rund 40.000 Euro Mehrkosten für das eAu­to, die Pho­to­voltaikan­lage bzw. das Win­drad, sowie das Energie­m­an­age­mentsys­tem amor­tisieren sich in der Vol­lkosten­be­tra­ch­tung schnell wieder. Selb­st bei den aktuellen Energiepreisen zahlt man über einen Zeitraum von rund zehn Jahren etwa die gle­iche Summe für Wohnen und Mobil­ität. Bei steigen­den Energiepreisen kippt das Ver­hält­nis zugun­sten unseres Modells.
Die Mehrkosten, die sich aus diesem höheren Anschaf­fung­spreis ergeben, führen zu ein­er entsprechend höheren Annu­ität. Das bedeutet, dass die monatliche Rate in Verbindung mit einem Hauskred­it natür­lich ein wenig höher ist. Diese Dif­ferenz wird durch die Einsparun­gen allerd­ings eli­m­iniert. So kann man im Ergeb­nis sagen, dass diese Tech­nolo­gien zu kein­er­lei Kosten pro Monat führen. Dies gilt dann vom ersten Tag an«, freut sich der find­i­ge Unternehmer.
Selb­st bei Ren­ovierun­gen und Sanierun­gen kön­nte die Tech­nik sin­nvoll einge­set­zt wer­den, denn diese ist nicht an einen bes­timmten Haustyp gebun­den. Rund 25 Häuser möchte Karabag mit seinen Part­nern in den näch­sten zwei Jahren entste­hen lassen — Auto­bat­terie inbegriffen.
Sir­ri Karabag
Geschäfts­führer Karabag
⇢ www.karabag.de

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