Agile Entwicklung

StreetScoot­er bringt Elek­tro-Kurzstreck­en­fahrzeuge mit kol­lab­o­ra­tivem Pro­jek­t­man­age­ment zur Serienproduktion
Noch sind Elek­troau­tos für viele zu teuer, und auch die geringe Reich­weite gilt als Hemm­schuh. Aus diesem Grund arbeit­en die meis­ten Her­steller derzeit vor allem daran, Autos mit größerem Aktion­sra­dius zu konzip­ieren. Anders bei StreetScoot­er: Das Spin-off der RWTH Aachen entwick­elte zusam­men mit einem Kon­sor­tium von Unternehmen und Forschung­sein­rich­tun­gen ein bezahlbares Elek­troau­to speziell für Kurzstreck­en. Das inno­v­a­tive Konzept trägt der Tat­sache Rech­nung, dass die durch­schnit­tliche Tagesstrecke eines Autos bei unter 40km liegt. So set­zt beispiel­sweise auch die Deutsche Post DHL bei der Zustel­lung von Briefen und Paketen — also bei Kurzstreck­en­fahrten mit vie­len Stopps — auf die nach­halti­gen Autos aus Aachen. Im Laufe des Jahres 2013 wer­den bere­its 50 StreetScoot­er-Vorse­rien­fahrzeuge an die Post ausgeliefert.
Auf­grund der zahlre­ichen Part­ner, die an der Entwick­lung des Pro­jek­ts beteiligt sind, kamen viele ver­schiedene Pla­nungstools nebeneinan­der zum Ein­satz. Um den bere­its fer­ti­gen StreetScoot­er-Pro­to­typ möglichst schnell und effizient in die Vorse­rien- und Serien­pro­duk­tion über­führen zu kön­nen — ger­ade in Hin­blick auf den her­aus­fordern­den Auf­trag der Deutschen Post‑, wollte der Auto­bauer die inter­nen Prozesse noch bess­er verzah­nen und machte sich im Som­mer 2012 auf die Suche nach ein­er ein­heitlichen Pro­jek­t­man­age­ment-Lösung. Das neue Sys­tem sollte Trans­parenz in die ver­schiede­nen Phasen der Pro­duk­tentste­hung und die Pro­jek­t­pla­nung der verteil­ten Entwick­lungspart­ner mit unter­schiedlichen Pro­jek­twel­ten und Vorge­hensweisen in Ein­klang brin­gen. »Um effizient und qual­i­ta­tiv hochw­er­tig entwick­eln zu kön­nen, brauchen wir einen durchgängi­gen Infor­ma­tions­fluss zwis­chen allen Beteiligten, den richti­gen Mix aus sta­bilen Struk­turen und möglichst viel Flex­i­bil­ität«, beschreibt Prof. Dr. Achim Kamp­ker, Geschäfts­führer der StreetScoot­er GmbH und Inhab­er des Lehrstuhls für Pro­duk­tion­s­man­age­ment an der RWTH Aachen, die Anforderun­gen an die neue Projektmanagement-Lösung.
Beim Münch­n­er Pro­jek­t­man­age­ment-Spezial­is­ten Actano und dessen Soft­ware RPlan wur­den Kamp­ker und sein Team schließlich fündig. Entschei­dend dabei war die Meth­ode des »kol­lab­o­ra­tiv­en Pro­jek­t­man­age­ments«, die der Soft­ware zugrunde liegt. Gegenüber der klas­sis­chen Net­z­plantech­nik, wie sie etwa in Microsoft Project zum Ein­satz kommt, hat diese Meth­ode entschei­dende Vorteile: Sie wurde speziell für kom­plexe Pro­jek­te wie StreetScoot­er entwick­elt, an denen oft ver­schiedene Entwick­lungspart­ner und Fach­bere­iche beteiligt sind. Statt star­ren Verknüp­fun­gen und ein­er algo­rith­mierten Berech­nungslogik set­zt das kol­lab­o­ra­tive Pro­jek­t­man­age­ment auf dezen­trales eigen­ständi­ges und flex­i­bles Pla­nen der einzel­nen Bere­iche. Das heißt: Die Pla­nungsver­ant­wor­tung bleibt bei der Stelle, die auch die inhaltliche Ver­ant­wor­tung trägt. Gle­ichzeit­ig wer­den die Teil­bere­iche über intel­li­gente Kom­mu­nika­tions- und Infor­ma­tions­bausteine zu einem Pla­nungsnetz mit gemein­samer Daten­ba­sis verknüpft. Dies führt zu einem ein­heitlichen, durchgängi­gen und abges­timmten Pro­jek­t­man­age­ment mit kürz­eren Infor­ma­tions- und Entschei­dungswe­gen und somit zu mehr Agilität im Unternehmen.
Während bei den meis­ten Pro­jek­t­man­age­mentsys­te­men Ter­minän­derun­gen automa­tis­che Ver­schiebun­gen im Pro­jek­t­plan verur­sachen kön­nen, die oft­mals zu erhe­blichen Fol­geprob­le­men führen, set­zt RPlan auf den Dia­log der Beteiligten. Die betrof­fe­nen Pro­jek­t­mi­tar­beit­er wer­den automa­tisch über alle wichti­gen Änderun­gen informiert und kön­nen sich dann aktiv über die beste Lösung für die jew­eilige Sit­u­a­tion abstim­men. Sämtliche beteiligten Fach­bere­iche haben so stets eine aktuelle Über­sicht über alle rel­e­van­ten Pro­jek­t­dat­en und die simul­ta­nen Pro­duk­tentste­hung­sprozesse — und kön­nen bei Verzögerun­gen oder Kon­flik­ten zwis­chen unter­schiedlichen Bere­ichen schnell gemein­sam eine Lösung find­en. »Dabei lassen sich oft Lösun­gen find­en, die nicht ein­mal zu Verzögerun­gen führen, son­dern für die ein­fach Abläufe angepasst oder Pri­or­itäten ver­schoben wer­den müssen. Wesentlich ist, dass jed­er für seinen Pro­jek­t­bere­ich nicht nur ver­ant­wortlich ist, son­dern hier auch Gestal­tungsspiel­raum hat. Entschei­dun­gen wer­den dann auf Basis von Fachkom­pe­tenz getrof­fen und nicht ein­fach vom Sys­temal­go­rith­mus vorgegeben«, sagt Markus Lip­in­sky, CEO von Actano.
Ein weit­er­er Vorteil für StreetScoot­er: RPlan gibt es auch als Cloud-Lösung. »Die Cloud-Lösung ist für uns ide­al, weil wir uns auf unsere Kernkom­pe­tenz konzen­tri­eren kön­nen und keinen Aufwand mit dem Betrieb eines IT-Sys­tems haben«, so Tobias Reil, Pro­jek­tleit­er bei StreetScoot­er. Der Auf­bau der Pro­jek­t­man­age­ment-Umge­bung ging schnell und rei­bungs­los von­stat­ten: Inner­halb von nur zwei Tagen war der Pro­duk­tentste­hung­sprozess von StreetScoot­er in der Cloud-Lösung abge­bildet. StreetScoot­er steuert seine Pro­jek­te seit August 2012 kom­plett über RPlan und ist so ange­tan davon, dass schon eine Erweiterung geplant ist. »Wir wollen unsere Part­ner und Zulief­er­er in die RPlan-Cloud ein­binden, damit sie ihre Prozesse eben­falls ein­heitlich und in Abstim­mung miteinan­der pla­nen kön­nen. Das ver­schafft uns noch ein­mal einen erhe­blichen Effizien­zschub«, so Reil.
Sebas­t­ian Pauls // freier Autor
⇢ www.streetscooter.eu
⇢ www.actano.de

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